Delegationsreise: Neue Netzwerke und Kinder-Laptops
„Hongkong ist ein Symbol für erfolgreiche Innovation. Die Dynamik dieser Stadt taugt mir.“ Johanna Mikl-Leitner ließ sich in der Vorwoche von der Schnelligkeit und der digitalen Innovationskraft der chinesischen Wirtschaft sofort so richtig anstecken.
So wurde selbst die Wartezeit vor dem Rückflug nach Wien von Niederösterreichs ÖVP-Landeshauptfrau noch rasch genutzt, um mit den Mitarbeitern ein Arbeitsprogramm zu erstellen. All jene Punkte, die sich aus der einwöchigen Delegationsreise nach China ergeben haben.
Es war auch einiges geboten worden: Eine Firma, die sich auf Roboter und Kühlschränke, die mit der Handfläche als Schlüssel geöffnet werden, spezialisiert hat. Eine kanadische Schule, in der schon die Kindergartenkinder mit iPads und Laptops hantieren müssen. Ein Treffen mit Multimilliardär Jack Ma, der die Internetplattform Alibaba gegründet hat. Ein Autohaus, das mit seinen Elektro-SUVs in Zukunft auch den europäischen Markt erobern will.
Aber auch die Kehrseite: Die schwierige soziale Lage in den Städten wie Schanghai und Hongkong. Etwa die Situation der Hausmädchen, die den freien Sonntag auf den Gehsteigen der Millionen-Metropole verbringen müssen. Die verheerende Umweltsituation, die China jetzt schön langsam in den Griff bekommen will.
Deswegen pochte Mikl-Leitner bei ihrem Resümee der China-Reise auch immer wieder auf das Augenmaß beim unaufhaltbaren digitalen Wandel: „Wir müssen schauen, dass wir die Balance halten zwischen Tradition und Innovation.“ Und auf eine Begegnung in Augenhöhe: „Wir brauchen uns hier nicht zu verstecken.“ Auch wenn in China natürlich alles eine andere Dimension hat.
Neue Netzwerke
Während Johanna Mikl-Leitner mit ihrer Delegation im Raum Schanghai unterwegs war, war Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zu einem internationalen Treffen ebenfalls nach China gekommen. Man traf sich in der Stadt Hangzhou, um dort gemeinsam das Partnerschaftsabkommen zwischen NÖ und der Provinz Zhejiang zu erneuern und die Konzernzentrale von Alibaba zu besuchen.
Wobei die beiden Besuche ursächlich nichts gemeinsam hatten. Die Delegationsreise der Niederösterreicher war bereits seit einem Jahr geplant worden, nachdem in einer Regierungsklausur entschieden worden war, die wirtschaftlichen Beziehungen des Bundeslandes mit China zu verstärken. Mikl-Leitner: „Wir möchten die Partnerschaft vorantreiben.“
Eine Partnerschaft, die vor allem den Unternehmen in NÖ dienen soll. Die Landeshauptfrau selbst war dabei gemeinsam mit Landesrat Martin Eichtinger politische Türöffnerin, weil in China die Parteisekretäre auch in der Wirtschaft entscheidend mitzureden haben. Dass sich da ein Bundesland auf eigene Faust behaupten will, hält sie für notwendig und richtig.
Mikl-Leitner: „Es geht um die niederösterreichischen Exporte. Dieser Konkurrenzkampf der Bundesländer nutzt letztendlich der Republik.“ Das unterstrich auch Kanzler Kurz vor den Wirtschaftstreibenden, „nachdem ich selbst aus diesem Bundesland komme“.
Speed-Dating für Unternehmen
Für die Firmen war es wichtig, offene Türen für neue Netzwerke vorzufinden. Deswegen waren bei der Delegationsreise auch die Wirtschaftskammer NÖ, die Industriellenvereinigung NÖ und die Wirtschaftsagentur Eco plus mit an Bord. Warum? „Man muss die Dynamik in China am eigenen Leib spüren, um einschätzen zu können, ob man ein Geschäft machen kann oder nicht“, so Helmut Miernicki, Geschäftsführer von Eco plus.
Möglich gemacht wurde das bei einer Art Speed Dating zwischen niederösterreichischen und chinesischen Unternehmen. Die Österreicher hatten jeweils eine Minute Zeit, um ihre Waren anzupreisen. Und mussten dann darauf warten, ob chinesische Unternehmer oder Investoren anspringen.
Christian Moser, der für die Wirtschaftskammer mit an Bord war, bezeichnete das Erlebte danach als „atemberaubend“. Firmeninhaber wie Wolfgang Stix von „Styx Naturcosmetic“ oder Johannes Pilz von der „Backwelt Pilz“ aus Schrems sind überzeugt, dass die Kontakte auf Sicht etwas bringen werden.
Festival Grafenegg
Womit die Niederösterreicher auf jeden Fall punkteten war die Musik. Mehrfach wurden Einladungen für das Musikfestival Grafenegg ausgesprochen. Zugesagt haben unter anderem bereits der Chef von Great Wall Motors, der größte Autoproduzent Chinas, und der Chef des Flughafens Hangzhou. Mit ihm hatte Flughafenvorstand Günther Ofner über einen Direktflug nach Wien-Schwechat verhandelt.
Bei allem digitalen Innovationsdruck wurde man manchmal aber auch in Hongkong von der Realität wieder eingeholt. Der dort lebende Niederösterreicher Paul Niel sprach von der bargeldlosen Zukunft. Die Taxifahrer bestanden danach aber auch dort darauf, mit Hongkong-Dollars bezahlt zu werden.
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