„Das Auto passt nicht in die Zukunft“

„Das Auto passt nicht in die Zukunft“
Ein Verkehrsexperte fordert ein Umdenken im Waldviertel. Das Steuergeld müsse in die Eisenbahn investiert werden.
„Das Auto passt nicht in die Zukunft“

Es ist ein Wahnsinn. In vielen Ländern werden Nebenbahnen revitalisiert. Im Waldviertel werden sie nach und nach ruiniert“, ist Hermann Knoflacher empört. Er kritisiert und provoziert. „Wer nicht in die Bahn investiert, ist hinterwäldlerisch“, sagt der Universitätsprofessor und Verkehrsguru aus Wien. Doch seine Aussagen sind keine Floskeln, sondern wissenschaftlich erforschte Fakten. Für ihn ist die Zeit des Straßenausbaus vorbei. „Die Zukunft liegt in der Eisenbahn“, betont er.

„Das Auto passt nicht in die Zukunft“

Knoflacher, der im Bildungshaus Stift Zwettl einen Vortrag hielt, sieht das Auto als Virus. „Vieles, was wir in der Stadt bauen, ist nur auf das Auto zugeschnitten. Wir müssen umdenken und auf den Pkw viel öfter verzichten“, erklärt der Verkehrsexperte. Dafür serviert er mehrere Argumente. „Auf billigen Sprit brauchen wir nicht mehr hoffen. Im Gegenteil. Die Preise steigen stetig, weil die Erdölreserven zurückgehen“, erklärt Knoflacher. Eine Zeitersparnis bringe das Auto genauso wenig. Mit der Geschwindigkeit steige die Reiseweite. Was früher beim Greißler ums Eck eingekauft wurde, wird jetzt in weit entfernten Einkaufszentren erworben. „Leere Geschäfte in den Ortszentren hängen mit dem Auto zusammen“, betont der Wissenschaftler.

Parkplatz

Fast jeder Weg werde mit dem Auto gefahren, weil ein Abstellplatz – laut Bauordnung – vor der Haustüre existieren muss. „Liegt der Parkplatz aber weiter weg als die Haltestelle, hat der öffentliche Verkehr eine Chance“, sagt Knoflacher. Das ließe sich über eine „Verkehrserregerabgabe“ regulieren. Will jemand sein Auto vor dem Haus parken, müsse er eine Gebühr in der Höhe eines Öffi-Jahrestickets bezahlen. Die Einnahmen seien für den Öffi-Ausbau bestimmt.

Dass diese Ansätze funktionieren, hat Knoflacher bei der bis 2003 stillgelegten „Vinschgaubahn“ in Südtirol geschafft. Anstatt einer neuen Schnellstraße sei die Linie revitalisiert worden. „Im ersten Jahr wurden 1,5 Millionen Gäste gezählt. Jetzt sind es drei Millionen“, sagt Knoflacher. Indes seien die Strecken ausgebaut und die Bahnhöfe erneuert worden. Das erhofft sich Knoflacher auch im Waldviertel: „Das Auto passt nicht mehr in die Zukunft.“

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