Corona-Cluster nach Lehrlingsevent mit 50 Teilnehmern: Keine Tests, aber Party

60 bis 70 Prozent sollten sich auf einen Cluster als Quelle zurückführen lassen
Nach Event in Hollabrunn mussten zwei Arztpraxen in Wien wegen weitergetragener Infektionen zusperren.

Zwei Arztpraxen in Wien sind aktuell wegen Corona für einige Tage stillgelegt. Das ist in Zeiten einer Pandemie nichts Außergewöhnliches. Wie es dazu kam, sorgt allerdings für einigen Ärger.

Denn der Grund für die Corona-Infektion liegt nicht bei unvorsichtigen Patienten oder Angestellten. "Eine meiner Angestellten hat eine kleine Schwester. Sie war bei einem Lehrlingsevent eines großen österreichischen Unternehmens Ende Jänner in Hollabrunn. Dort sind etwa 50 Lehrlinge für eine Schulung zusammengekommen", erzählt die Ärztin, in deren Praxis die Infektion aufgetreten ist.

Sie selbst ist ebenfalls mit Corona infiziert und befindet sich in Quarantäne. Besagte Angestellte der Ärztin wurde von ihrer kleinen Schwester angesteckt, weil sich bei dem Lehrlingsevent ein Corona-Cluster gebildet hatte.

Ein Detail zu diesem Kurs: Die Lehrlinge waren fünf Tage zusammen, um eine "unaufschiebbare" Schulung zu machen. Das Thema des Events war "Selbstbewusstes Auftreten". Eine Veranstaltung, die offenbar nicht über Distance Learning möglich war.

"Gesellige Abende"

Zudem wurden die Lehrlinge beim Eintreffen auch nicht getestet, wie die Ärztin bestätigt. "Aber nach den Schulungstagen gab es gesellige Abende, wo auf Abstandhalten und Maskenpflicht verzichtet wurde." Die Lehrlinge waren zudem in einem örtlichen Hotel in Mehrbettzimmern untergebracht.

Der Lebensgefährte der infizierten Ärztin, selbst Mediziner, ist Kontaktperson der Kategorie 1 und damit musste auch er seine Ordination in Wien schließen.

Für die Ärztin ist die Ursache für die Infektionen unverständlich: "Da versucht man seit fast einem Jahr, jegliche Maßnahmen einzuhalten, damit man seinen Betrieb offen halten kann. Und dann sitzen 50 Menschen zusammen, werden nicht getestet und machen am Abend Party. Zudem hängen da ja auch Schicksale dran. Die Mutter einer Infizierten ist Risikopatienten und ihr geht es jetzt sehr schlecht."

Zweite Woche abgebrochen

Auf die Kritik soll von dem Unternehmen mit der Begründung gekontert worden sein, dass es sich um eine gesetzlich vorgeschriebene Schulung handelte. "Eine Anfrage, die bis zum Innenministerium ging, wurde salopp mit ,Dann machen Sie halt eine polizeiliche Anzeige‘ beantwortet", erzählt die Ärztin.

Das Unternehmen selbst nahm sich zumindest einen Punkt zu Herzen. Eine Woche nach besagtem Event hat eine zweite Schulungsveranstaltung stattgefunden. Dieses Mal wurde aber getestet. Da es mehrere positive Fälle gab, wurde das Event abgebrochen.

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