Burn-out, Schlaganfall: Neues Angebot für Kranke auf Jobsuche

Zwei Frauen sitzen an einem Tisch und unterhalten sich.
Das AMS Niederösterreich unterstützt Personen mit gesundheitlichen Problemen. Bis zu 700 Klienten pro Jahr nehmen das Angebot in Anspruch.

Alexander Goger war 36 Jahre alt, als ihn ein Schlaganfall mit halbseitiger Lähmung 2022 völlig aus der Bahn warf. Er verlor seinen Job, die Ehe ging in Brüche und auf Grund seines gesundheitlichen Zustandes war es schier unmöglich, wieder einen geeigneten Job zu finden.

"Ich war 22 Jahre lang Schlosser. Da bekommt man plötzlich Existenzängste“, war die neurologische Rehabilitation für den Familienvater aus dem Bezirk Baden kein Honiglecken.

Ein Mann mit Brille sitzt an einem Tisch in einem hellen Raum.

Alexander Goger warf ein Schlaganfall aus der Bahn.

Freiwillige berufliche Rehabilitation 

Ein 2023 neu eingeführtes Programm des Arbeitsmarktservice (AMS) in Niederösterreich hat Goger geholfen, wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen. Das AMS bietet Personen, die ihre Arbeit verloren und gesundheitliche bzw. psychische Probleme haben, eine freiwillige berufliche Rehabilitation an.

Zusammen mit dem "Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum“ (BBRZ) wurde ein Betreuungsangebot für berufliche Wiedereinsteiger mit gesundheitlichen Herausforderungen entwickelt.

An die 700 Jobsuchende pro Jahr haben das Projekt Mano (spanisch für Hand) bereits in Anspruch genommen. Rund ein Drittel bis knapp 40 Prozent der Klienten schafft im Anschluss an das Programm wieder den Berufseinstieg, verriet AMS-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern im Zuge einer Präsentation am Donnerstag in Wiener Neustadt.

Umschulung

Einer von ihnen ist Alexander Goger. Durch "Ansätze der positiven Psychologie, die entsprechende Analyse und Beratung sowie eine Umschulung“ macht er derzeit eine Ausbildung zum logistischen Kaufmann, ein Job als Betriebslogistiker in einem Betrieb in Wiener Neudorf ist ihm bereits sicher.

Eine Gruppe von vier Personen posiert vor Bannern von BBRZ und AMS.

Doris Stübegger (Trainerin im BBRZ), Alexander Goger, Sandra Kern und Oliver Scheibenbogen

Dienstleister betroffen

Angeboten wird Mano vom AMS NÖ an den Standorten St. Pölten, Wiener Neustadt sowie Wien-Praterstern. Und die Nachfrage ist groß, verdeutlicht Kern. "Bereits 31 Prozent der Jobsuchenden haben gesundheitliche Einschränkungen. Das ist eine Verdoppelung in den vergangenen 15 Jahren“, so die AMS-Chefin.

Während früher Beschäftigte der Berufssparten Bau und Produktion besonders von gesundheitlichen Problemen gebeutelt waren, sind es nun Betroffene im Dienstleistungsbereich. 43 Prozent der Jobsuchenden aus dieser Gruppe haben gesundheitliche Probleme, sagt Kern. "Es ist entscheidend, dass wir uns diesen Klienten konsequent zuwenden und sie mit maßgeschneiderten Angeboten unterstützen“, erklärt die AMS-Chefin.

Dass die Herausforderungen am Arbeitsmarkt in Zukunft noch deutlich zunehmen werden, davon ist auch Oliver Scheibenbogen überzeugt. Wie der Gesundheitspsychologe des Anton-Proksch-Institut erläutert, "leben wir in einer Zeit, in der die psychische Belastung enorm ist.“

Obstkörbe werden nicht reichen

Gerade gegen Ende des Berufslebens steigt laut dem Experten auch das Burn-out-Risiko. "Für Unternehmen wird es wichtig sein, Präventionsprogramme und Gesundheitsförderung anzubieten. Sitzkissen und Obstkörbe reichen dafür nicht aus“, sagt Scheibenbogen.

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