"Zwischenparken" beim AMS kostet jährlich 700 Millionen Euro

Das Logo des Arbeitsmarktservice (AMS) ist an einer Tür angebracht.
Wifo-Studie: Arbeitslosenquote wäre ohne der Praxis des Kündigen und Wiedereinstellens um 1 Prozentpunkt niedriger.

Beschäftigte vorübergehend in die Arbeitslosigkeit zu schicken und sie dann nach einiger Zeit wieder einzustellen hat in Österreichs Wirtschaft lange Tradition. Vor allem Tourismus- und Bauunternehmen, aber auch die Arbeitskräfteüberlassung nutzen diese Möglichkeit, um saisonale Schwankungen personalmäßig besser auszugleichen, ohne gleich Personal abbauen zu müssen. 

Diese Praxis verursacht aber laut einer Studie des  Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) für die Arbeitslosenversicherung  jährlich Kosten zwischen 600 und 700 Millionen Euro. Außerdem wird die Arbeitslosenquote stark beeinflusst. Sie liegt durch das "Zwischenparken" um fast 1 Prozentpunkt höher als ohne. 

170.000 Beschäftigte betroffen

Laut Wifo-Erhebung für das Jahr 2023 rekrutierten 47.000 Betriebe frühere Mitarbeiter nach bis zu einem Jahr Arbeitslosigkeit erneut. In Summe betraf das 170.000 Beschäftigte, wobei 88.000 davon zwischen zwei und zwölf Monaten beim AMS als arbeitslos gemeldet waren.  In Summe waren 14 Prozent der registrierten Arbeitslosigkeit auf temporäre Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist. 

Einvernehmliche mit Wiedereinstellzusage

Einvernehmliche Vertragsauflösungen mit Wiedereinstellzusage sind durchaus rechtens und bringen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer Vorteile.  Die Betriebe ersparen sich Personalkosten und müssen dafür keinerlei Beiträge als Ausgleich an das AMS zahlen. Für die Beschäftigten hat die Praxis den Vorteil, dass sie ihren Job nicht ganz verlieren, jedoch können sie vom AMS sehr wohl woanders hin vermittelt werden. Betroffen vom Zwischenparken sind hauptsächlich Arbeiter/innen und gering Qualifizierte

AK fordert mehr Mittel von den Betrieben

Die AK fordert eine stärkere finanzielle Beteiligung der Betriebe an der Praxis des Zwischenparkens, ein verstärktes Augenmerk des AMS auf diese Personalpolitik der Unternehmen sowie eine strengere Vollziehung des Frühwarnsystems. Das gezielte Verhindern dieser Unternehmenspolitik hätte zwei große Vorteile. Wir würden die Arbeitslosigkeit deutlich reduzieren und hätten mehr Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik“, betonte AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl.

Wirtschaftskammer winkt ab

Die Wirtschaftskammer winkt postwendend ab. „Angesichts des branchenübergreifenden Arbeitskräftemangels überlegen Unternehmen es sich sehr genau, ob man sich von Mitarbeitern trennt“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem KURIER. „Hieraus neue Belastungen für die heimischen Betriebe konstruieren zu wollen, wäre in der nach wie vor herausfordernden wirtschaftlichen Lage das völlig falsche Signal.“

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