Bischof Küng zu Abschiebungen: „Das Augenmaß nicht verlieren!“

Bischof Küng zu Abschiebungen: „Das Augenmaß nicht verlieren!“
Diözesanbischof Klaus Küng besuchte die Übergangsklasse der Caritas für jugendliche Flüchtlinge in St. Pölten

Junge Flüchtlinge.

Bei einem Besuch in einer Schulklasse für Flüchtlinge äußerte Bischof Klaus Küng sein Bedauern, dass gut integrierte Personen das Land verlassen müssen. Genau am Freitag, als die groß angelegte Abschiebewelle des Innenministeriums öffentlich bekannt wurde, besuchte Diözesanbischof Klaus Küng mit dem Direktor der Caritas Niederösterreich, Hannes Ziselsberger, eine Flüchtlingsklasse in St. Pölten. Fast schon als mahnendes Zeichen gegen die aktuellen Maßnahmen der Regierung. Der Bischof richtete deswegen gemeinsam mit der Caritas einen Appell an Gesellschaft und Politik, „das Augenmaß nicht zu verlieren“.

Die Abschiebungen waren auch Thema beim Gespräch mit den jungen Schülerinnen und Schülern der Übergangsklasse. Einige Jugendliche sind von Abschiebungen betroffen. Entweder, weil sie sich selbst in einem laufenden Asylverfahren befinden und jederzeit mit einem negativen Bescheid rechnen müssen. Oder weil sie miterleben mussten, wie Mitschüler und Freunde von heute auf morgen außer Landes gebracht worden sind.

Hilferufe empfangen

Bischof Klaus Küng erklärte dazu, dass ihm die derzeit stattfindenden Abschiebungen von gut integrierten Flüchtlingsfamilien, die bereits seit einigen Jahren in Österreich leben, Sorge bereiten. Er habe gerade in den letzten Tagen von mehreren Pfarren, die Flüchtlinge aufgenommen und „liebevoll betreut“ haben, Hilferufe empfangen. Er finde es bedauerlich, wenn bereits gut integrierte Personen das Land verlassen müssen, so der Diözesanbischof.

Scharfe Worte kamen von Caritasdirektor Hannes Ziselsberger zu den Abschiebungen: „Es ist unverständlich und bitter, dass gut integrierte Menschen aus den Pfarrhöfen oder Wohnungen heraus abgeschoben werden.“ Er ersucht die Bundesregierung, bei diesen Maßnahmen differenzierter vorzugehen. Als Lösungsansatz sieht er das „humanitäre Bleiberecht“, das „großherziger“ angewendet werden sollte. Ziselsberger: „Für mich ist es auch absolut unverständlich, dass derzeit junge, arbeitswillige Flüchtlinge, denen Österreich mittlerweile zur Heimat geworden ist, abgeschoben werden.“

In der Übergangsklasse, die im Bildungszentrum für soziale Gesundheits- und Sozialberufe der Caritas untergebracht ist, werden derzeit 18 junge Flüchtlinge, bei denen das Asylverfahren noch läuft, unterrichtet. Der Großteil kommt aus Syrien und Afghanistan.

In den 35 Wochenstunden stehen Deutschlernen sowie die Unterrichtsfächer Ethik, Geschichte, Mathematik und auch Sport im Mittelpunkt. Einige Schülerinnen mussten überhaupt erst das Lesen und Schreiben erlernen, weil sie in ihren Herkunftsländern keine Schulen besuchen durften.

Aus für die Asyl-Klasse

Seit zwei Jahren gibt es diesen Kurs in St. Pölten. Die Maßnahme war nach der großen Flüchtlingswelle im Jahr 2015 gestartet worden. Jetzt ist für die „Asyl-Klasse“ allerdings Schluss, weil das Ministerium diese Übergangsklassen nicht mehr finanziert, wie der Caritas mitgeteilt worden ist. Dabei wäre hier hervorragende Integrationsarbeit geleistet worden, wie Bischof Klaus Küng bei seinem Besuch attestierte.

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