Betriebsgebiete im Umfeld der B8 bleiben weiter blockiert
Die Augen der Wirtschafts- und Verkehrsplaner des Landes waren am Sonntag auf Pillichsdorf gerichtet. Die kleine Weinviertler Gemeinde hätte Teil einer Lösung für die verkehrsgeplagte Marchfeld-Region sein sollen.
Wie berichtet, hatte das Land zuletzt einen Widmungsstopp für Betriebsgebiete rund um die viel befahrene Angerner Straße (B8) verhängt. Die Verzögerungen beim Lobau-Tunnel und damit der S8 verschärften die Verkehrssituation entlang der B8 derart, dass für die Bevölkerung kein weiterer Lieferverkehr mehr tragbar ist.
Ein kleines Betriebsgebiet rund zweieinhalb Kilometer südlich von Pillichsdorf und direkt am Wiener Außenring S1 gelegen, hätte sich als möglicher Ausweg angeboten. Eine Studie des Landes hatte die Erweiterung der Firmenflächen befürwortet, da sie die Ortsdurchfahrten der Region nicht zusätzlich belasten würde. "Der Gemeinderat hätte das mehrheitlich bereits abgesegnet", sagte Bürgermeister Franz Treipl kürzlich zum KURIER. Projektgegner machten jedoch mobil und initiierten eine Volksbefragung, die gestern schließlich die Entscheidung brachte.
Wenige Stimmen
Dem Vernehmen nach waren es 13 Stimmen, die letztendlich gegen das Projekt sprachen. Ob es tatsächlich ein derart knappes Nein sei, quittierte Bürgermeister Treipl Sonntagabend: "Das kann man durchaus so sagen." Er stehe aber zur Vereinbarung, dass die Entscheidung wie ein Gemeinderatsbeschluss behandelt werde.
Damit dürfte Pillichsdorf auf 230 Jobs verzichten, die ein Verteilerzentrum der Post, die an den Gründen zuletzt sehr interessiert war, gebracht hätte. Im Endausbau waren für das Betriebsgebiet an die 700 Arbeitsplätze prognostiziert worden.
Die Situation ist verfahren. Das einzig mögliche Betriebsgebiet, von dem sich das Land eine Entlastung der Verkehrshölle B8 verspricht, hängt am seidenen Faden. Eine örtliche Volksbefragung entscheidet jetzt.
Täglich versinkt das nördliche Wiener Umland in einer Verkehrslawine. Die Angerner Straße (B8) hat einen Stammplatz in den Staumeldungen. Eigentlich sollte der Bau der Schnellstraße S8 die Lage verbessern. Die Verzögerung beim Lobau-Tunnel hat die Verkehrssituation aber so verschärft, dass in der Region keine neuen Betriebsgebiete mehr gewidmet werden durften. Das Land hat den Stopp verhängt, um nicht noch mehr Lkw-Verkehr in die Region zu ziehen. "Wir wollen aber die wirtschaftliche Entwicklung der Region nicht bremsen", sagt der für Raumordnung zu ständige Landesrat Stephan Pernkopf.
Untersuchung
Seit Dezember lief deshalb eine Untersuchung, wo in der Region zusätzliche Wirtschaftsbetriebe angesiedelt werden könnten. Fündig wurden die Planer in Pillichsdorf, einer rund 1150 Einwohner zählenden Gemeinde an der S1. Das etwa zweieinhalb Kilometer südlich des Ortes gelegene Betriebsgebiet Reuhof soll jetzt erweitert und zum Wirtschaftspark aufgewertet werden. Dafür notwendig ist die Umwidmung angrenzender Ackerflächen.
"Der Gemeinderat hätte das mehrheitlich bereits abgesegnet", sagt Bürgermeister Franz Treipl. Projektgegner hätten jedoch Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Deshalb kommt es morgen, Sonntag, in Pillichsdorf zur Volksbefragung. Ein Argument der Gegner: im Wolkersdorfer Wirtschaftspark stünden noch 40 Hektar zur Verfügung. Stimmt nicht, halten Wirtschaftsinsider dagegen. Ansässige Firmen hätten sich den Platz für mögliche Erweiterungen gesichert.
Die Post zählt zu den ersten Interessenten für die Reuhof-Gründe. Ein Verteilzentrum soll 230 Jobs bringen. Vor allem die unmittelbare Anbindung an die S1 lockt die gelben Logistiker. Den Rest des neuen Betriebsgebiets würde die Landeswirtschaftsagentur ecoplus verwalten. Sie spricht von möglichen 700 Arbeitsplätzen.
"Das Betriebsgebiet in Pillichsdorf eröffnet der gesamten Region neue Möglichkeiten", sagt Pernkopf. Die Idee: Umland-Gemeinden sollen sich an notwendigen Investitionen beteiligen und könnten so anteilsmäßig Kommunalsteuern lukrieren.
Damit wird die Abstimmung in Pillichsdorf zum Lostag für die gesamte verkehrsgeplagte Region.
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