St. Pöltner Studierende entwickeln neue Konzepte für Särge und Urnen

Als Paulina Anzengruber erstmals hörte, dass sie im Rahmen ihrer Ausbildung am WIFI-Designkolleg in St. Pölten mit dem Thema Bestattung konfrontiert sein wird, hielt sich die Begeisterung der 23-Jährigen in Grenzen. „Ich hab mir gedacht: Ja, okay. Wir bekommen jetzt wirklich Särge“, erinnert sich die Studentin zurück. Es sei ihr zunächst schwergefallen, sich intensiv mit Begräbnissen auseinanderzusetzen. Aus persönlichen Gründen, wie sie sagt.
Doch obwohl Anzengruber die Möglichkeit geboten bekam, einem anderen Projekt zugeteilt zu werden, entschied sich die junge Frau dazu, das Konzept für die Bestattung Wien fertigzustellen. Darüber sei sie im Nachhinein froh: „Es war eine gute Übung für das Berufsleben.“
Ihr Studienkollege Martin Etzelsdorfer benötigte ebenfalls etwas Zeit, um sich für die Aufgabe zu begeistern. „Im ersten Moment ist es ein bisschen abschreckend.“ Er habe sich viele Gedanken zu dem Projekt gemacht. „Es ist ein Thema, über das man nicht spricht“, so Etzelsdorfer. Für den 20-Jährigen sei es jedoch schlussendlich sehr positiv gewesen, damit in Kontakt zu kommen.
Botschaft und Beton
Im Rahmen des Designwettbewerbs entwickelten die Studierenden drei Monate lang neue Konzepte für „baba – Die Bestpreis-Bestattung“. Einige hätten sich eher mit den Materialien oder der Nachhaltigkeit beschäftigt, andere legten ihren Fokus auf eine Idee, wie Etzelsdorfer schildert. Bei seinem Konzept stand die Bestattung selbst im Zentrum und die Frage: „Wie kann die Zeremonie schöner gestaltet sein durch den Sarg oder die Urne, die man sieht?“ So entstanden Behältnisse mit Deckeln aus Pilzmyzelien. Angehörige können auf dem Material eine letzte Botschaft hinterlassen, „und damit vielleicht etwas besser Abschied nehmen“, erklärt der Student.

Die Design-Entwürfe der Studierenden wurden in der Feuerhalle Simmering ausgezeichnet.
Anzengrubers Design soll das Erinnern widerspiegeln und zeigen, dass der Verstorbene nicht gänzlich verschwunden ist. „Er bleibt ja auch, in Gedanken und in Geschichten“, so Anzengruber. Sie entwickelte einen Sarg aus Beton, weil das beständige Material „ja eigentlich für immer bleibt“. Die Beständigkeit von Sarg und Urne sind jedoch auf das Optische beschränkt – das Material wird sich zersetzen.
Etzelsdorfer wurde kürzlich zum Sieger des Bewerbs gekürt, Anzengruber landete vor Lorenz Herkner auf Platz zwei. Ihre Konzepte wurden an den Auftraggeber weitergeleitet und werden als neue Impulse dienen. Und möglicherweise können künftig Trauernde dank der Ideen der aufstrebenden Designerinnen und Designer leichter von ihren Liebsten Abschied nehmen.
Kommentare