Semmering-Basistunnel: Region sichert sich sauberes Trinkwasser aus dem Berg

2019 haben die Mineure im Tunnelabschnitt Göstritz eine Wasserader getroffen. Die Abdichtung dauerte mehr als ein Jahr.
Wasser ist ein höchst kostbares Gut, besonders in Zeiten des Klimawandels und immer wärmerer Sommer. Als in der Region rund um den Semmering vor vier Jahren erstmals wichtige Wasserquellen versiegten oder nur noch Tröpfchen spuckten, herrschte Alarmstimmung.
Aus den vorhandenen Messdaten seit den 1990-er Jahren weiß man, dass sich die Art und Menge der Niederschläge drastisch verändert hat. Längere Trockenperioden, häufigere Starkregen-Ereignisse und weniger Schnee verursachen auch ein Absinken des Grundwasserspiegels.
Mit einem zukunftsweisenden Projekt will man in der Semmeringregion das Wasserthema nachhaltig verbessern. 16 Gemeinden haben im Vorjahr den Wasserverband Semmeringgebiet gegründet und sich ein besonderes Wassernutzungsrecht gesichert.
Öffentliches Netz
Das anfallende, saubere Bergwasser aus dem 27,3 Kilometer langen Semmering-Basistunnel, wird in einer eigenen Leitung gesammelt und beim Portal Gloggnitz aus den Röhren ausgeleitet. Der Wasserverband will es künftig als Trinkwasser ins öffentliche Netz einspeisen und damit nutzbar machen.
Umwelt- und Naturschützer haben den Bau des Basistunnels immer wegen des erheblichen Wasserverlusts kritisiert. Geologen haben im Zuge des Genehmigungsverfahrens einen höchstmöglichen Wasserverlust von 450 Liter pro Sekunde prognostiziert – das wären 38 Millionen Liter pro Tag. Nachdem die beiden Röhren bereits vollständig gegraben sind, weiß man, dass es deutlich weniger ist.

Im Basistunnel war nach dem Treffen der Wasserader "Land unter"
Im Semmering-Basistunnel wird anfallendes Bergwasser gesammelt, über Drainageleitungen gefasst und ausgeleitet. Eine dieser Leitungen ist für saubere Seitenwässer. Das restliche, nicht als Trinkwasser geeignete Nass aus den Röhren, fließt in den Schwarza-Fluss und bleibt dem Kreislauf damit erhalten, argumentiert man bei den ÖBB.
Wasser auf Passhöhe gepumpt
Ein ähnliches Vorhaben hat man beim Semmering-Straßentunnel der Schnellstraße S6 schon vor längerer Zeit umgesetzt. Über eine Leitung werden rund 900.000 Liter Wasser pro Tag auf die Passhöhe in die Gemeinde Semmering gepumpt.

Die beiden Röhren des Semmering-Basistunnel sind bereits fertig gegraben
NÖ hat genug Wasser
Was den Wasserbedarf in ganz Niederösterreich anbelangt, hat das Büro von LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) neue Zahlen parat. Laut Studien wird der gesamte Wasserbedarf im Bundesland bis zum Jahr 2050 auf fast 400 Millionen Kubikmeter steigen. Zum Vergleich: Derzeit können pro Jahr in etwa 880 Millionen Kubikmeter Wasser zur Verfügung gestellt und genutzt werden (der Fachbegriff dafür lautet Wasserdargebot).
"Wenn wir uns den heutigen Bedarf an Wasser in Niederösterreich anschauen, dann sehen wir, dass 40 Prozent von den Haushalten verbraucht werden, 25 Prozent von der Industrie, 15 Prozent von der Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft und 20 Prozent werden nach Wien exportiert“, sagt Pernkopf.
Der gesamte Trinkwasserbedarf kann laut Land NÖ aktuell und auch in Zukunft aus Grund- und Quellwasser gedeckt werden.
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