Heimische Liebe fürs Bargeld: 120 neue Bankomaten geplant

Bürgermeisterin Daniela Engelhart schneidet offiziell die Schleife am neuen Bankomaten durch.
Zusammenfassung
- Eröffnung des ersten Bankomaten der OeNB in Obritzberg-Rust mit feierlichem Event.
- Bargeld bleibt in Österreich dominant, trotz globalem Trend zu digitalen Zahlungen.
- Die OeNB plant, in den nächsten Jahren bis zu 120 zusätzliche Bankomaten zu installieren.
In Obritzberg-Rust herrscht Feierlaune. Bunte Luftballons flankieren den Eingang zum Gemeindezentrum, die ersten platzen bereits in der prallen Sonne. Nach und nach füllt sich der Raum im ersten Stock des Gebäudes mit den geladenen Gästen, vorwiegend Bewohnerinnen und Bewohner der rund 2.600-Seelen-Gemeinde.
Sie werden von einer Person in Empfang genommen, die von Kopf bis Taille in einem überdimensionierten 5-Euro-Schein steckt und bei nahezu 30 Grad Werbeartikel verteilt. Und obwohl Eugen – wie das Maskottchen der Österreichischen Nationalbanken (OeNB) genannt wird – bei hochsommerlichen Temperaturen clowneske Schuhe zu langen Hosen trägt, ist er perfekt für den Anlass gekleidet. Denn in Obritzberg-Rust wird der erste Bankomat der OeNB eröffnet.
Sonderfall Österreich
Was nach einer Meldung aus vergangenen Tagen klingen mag, hat in den Augen der hiesige Bürgermeisterin Daniela Engelhart große Bedeutung „in einer Zeit in der Bargeldversorgung im ländlichen Raum zu einer Herausforderung wird“. Obritzberg-Rust sei eine Gemeinde, die aufgrund ihrer Größe einen Bankomat benötigt habe, erklärt Robert Holzmann, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, die Standortwahl.
Aus kommerziellen Gründen lohne es sich für Banken jedoch nicht, eine Maschine zur Verfügung zu stellen. Zur Einordnung: Ein Gerät kann laut Zahlen der Wirtschaftskammer bis zu 50.000 Euro kosten und das ohne Wartung, Strom und Versicherung. Damit sich ein Bankomat auszahlt, müssen pro Monat zwischen 2.500 und 3.000 Transaktionen stattfinden. Eine Rechnung, die nicht in jeder Gemeinde aufgeht.

Eugen, OeNB-Gouverneur Robert Holzmann und Bürgermeisterin Daniela Engelhart bei der Bankomat-Eröffnung.
Hier wolle die OeNB Abhilfe schaffen, wie Matthias Schroth sagt. Mit den Banken habe man vereinbart, die 8.000 bestehenden Bankomaten im Bundesgebiet in den kommenden fünf Jahren gesichert zu erhalten, so der Direktor der OeNB-Hauptabteilung für Bargeld, Beteiligungen und Interne Dienste. In den kommenden zwei Jahren sollen von der OeNB zusätzlich bis zu 120 Geräte in Betrieb genommen werden, 48 davon bereits in den kommenden Monaten.
Ansuchen ab Herbst
Im Herbst werde es nach einer Evaluierung der ersten Ausrollung eine weitere Runde geben, in der Gemeinden um einen Bankomat ansuchen können. Rund 30 Gemeinden haben bisher ihr Interesse an einem Bankomaten bekundet. „Man sieht also, dass es eine starke Nachfrage danach gibt“, so Schroth. Die OeNB priorisiere zunächst jene Standorte, an denen ein besonders hoher Bedarf gegeben sei. Das bedeutet: ländlichen Gemeinden mit mindestens 500 Einwohnern, in denen es weder ein Geldausgabegerät noch eine Bankfiliale in einer vertretbaren Nähe gibt.
Schroth räumt dennoch ein, dass digitalen Zahlungen via Smartwatch, Smartphone und Karte weltweit am Vormarsch seien. In Österreich gestalte sich die Lage jedoch etwas anders. Etwa 63 Prozent aller Transaktionen im Land werden mit Bargeld durchgeführt. „Das liegt natürlich auch am Österreicher, der Österreicherin, die doch traditioneller sind als manch andere.“ So wohl auch in Obritzberg-Rust, wo die Schleife am Bankomat zerschnitten und das erste Geld bereits abgehoben ist.
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