Baden: Eine ganze Stadt als Foto-Galerie
von Markus FoschumFotografie und Fußball, da sind durchaus Parallelen zu ziehen, sagt Lois Lammerhuber. Denn spätestens mit Smartphone, Facebook und Instagram ist das Bildermachen zum Massenphänomen geworden – wie auch der Sport. „Und was wir hier zeigen, ist die Champions League der Fotografie“, sagt Lammerhuber. Er weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er einer der bekanntesten österreichischen Fotografen, erarbeitete mehr als 1000 Reportagen, 250 davon für das Magazin GEO. Nun bringt er Europas größte Fotoausstellung nach Baden. Und die ist bei freiem Eintritt vier Monate lang in den Straßen, auf den Wänden und in den Parks der Stadt zu erleben – noch dazu im Format XXL.
Der Ursprungsort des Festivals ist klein, La Gacilly, ein 4000-Einwohner-Nest in der Bretagne. Dort hatte vor 14 Jahren ein Großer eine große Idee. Jacques Rocher ist nicht nur Sohn von Yves Rocher und Geschäftsführer des gleichnamigen Kosmetik-Konzerns sowie Bürgermeister des Ortes, sondern auch Vorsitzender der Umweltstiftung „Fondation Yves Rocher“, die bis heute weltweit 78 Millionen Bäume gepflanzt hat. „Mensch und Umwelt“ ist so auch der Titel jener Fotoausstellung, die seit 2004 in La Gacilly stattfindet. Das Besondere: Die Bilder stammen von den Besten der künstlerischen Fotografie und des Fotojournalismus und werden unter freiem Himmel auf riesigen Leinwänden ausgestellt. Das lockt jährlich 400.000 Besucher an.
Dieses einmalige Festival übersiedelt nun nach Baden. Vom 8. Juni bis 30. September werden 35 Ausstellungen mit rund 2000 Fotos in der ganzen Stadt zu sehen sein. Das Motto: „I love “.
Lebensfrohes Afrika
Lammerhuber dazu: „Wir präsentieren ein lebensfrohes Bild von Afrika, das von dem abweicht, das sonst in den Medien gezeigt wird.“ Ein Beispiel: Die kraftvollen Aufnahmen von Baudouin Mouanda über die „Sapeurs von Brazzaville“. Die „gut gekleideten“ (so die Übersetzung) trotzen im Gucci-Anzug und glänzenden Schuhen, die sie sich vom Mund absparen, der Armut und den Widrigkeiten der Slums. Sie haben die Mode zur Religion erhoben und zu ihrer Art der Protestes.
„Festivals reisen üblicherweise nicht, hier schon. Dahinter steckt Jacques Rocher, der zeigen will, wie schön die Welt ist und dass man auf sie aufpassen muss“, sagt Lammerhuber.
Bei Stadtchef Stefan Szirucsek (ÖVP) fand die Idee sofort Anklang. Ist Baden bislang für Operette und Biedermeier bekannt, so will man nun auch „im zeitgenössischen Bereich aufzeigen. Die Fotografie als Kunstform führt in Österreich noch ein Schattendasein, das wollen wir ändern.“ Und neue touristische Potenziale erschließen.
4,5 Kilometer lang ist der Foto-Weg, der durch Baden führen wird und bei freiem Eintritt den Bilder-Schmaus bietet. „Wenn wir nicht mehr als 200.000 Besucher zusammenbringen, bin ich enttäuscht“, sagt Lammerhuber.
Starfotografen präsentieren höchstpersönlich ihre Bilder
Eröffnung. Die alljährlich knapp 2000 in La Gacilly ausgestellten Bilder, die nun auch in Baden zu sehen sein werden, stammen von einigen der weltweit renommiertesten Fotografen. Viele von ihnen werden am 8. Juni zur Eröffnung der Ausstellung persönlich nach Baden anreisen, um ihre Fotos zu präsentieren und zu kommentieren.
Die Bilder (allein der Materialwert beträgt 440.000 Euro) werden teils auf Wänden angebracht, teils auf Holzsäulen in den Straßen und Parks. Auch erklärende Texte werden sich bei den jeweilen Ausstellungen, die bis 30. September zu sehen sind, finden. Einen ersten Vorgeschmack geben jetzt schon Plakate auf der Fassade des Strandbads.
Das Festival beginnt am Abend des 8. Juni im Doblhoffpark. Die Orangerie wird dafür von riesigen Fotos flankiert. Den Auftakt macht die von einem Chor gesungene Europahymne, dann steigt ein Volksfest. Auf zwei je rund 40 Meter langen Tafeln werden französische, afrikanische und österreichische Schmankerl und Getränke angeboten. Eine afrikanische Frauenband macht Stimmung. Lammerhuber rechnet mit 3000 Gästen. Infos: festival-lagacilly-baden.photo
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