Der Bankräuber an sich gehört anscheinend zu einer immer seltener werdenden Spezies. In einem Bundesland wird das ganz besonders deutlich. Nachdem 2023 in Niederösterreich als erstes Jahr ohne einen einzigen Banküberfall in die Kriminalgeschichte eingegangen ist, hat sich dieser Trend auch 2024 fortgesetzt. Das zweite Jahr in Folge wurde kein einziger Bankraub verzeichnet.
Das Delikt sei zunehmend unattraktiv geworden, weil das hohe Strafmaß im Vergleich zu Risiko, Aufwand und Beute kaum noch in Relation stehe, erklärt Chefinspektor Josef Deutsch vom Landeskriminalamt NÖ das Phänomen.
Auch die Aufklärungsquote von über 90 Prozent im Bundesland habe dazu geführt, dass es gut wie keine Serientäter mehr gibt. „So etwas hat natürlich auch abschreckende Wirkung“, erläutert Deutsch.
Österreichweiter Trend
Österreichweit ist die Zahl der Banküberfälle stark rückläufig. Während es in den Rekordjahren 2007 bis 2009 österreichweit noch 76 beziehungsweise 111 Überfälle auf Banken gegeben hat, wurde in den Jahren 2021 und 2022 mit gerade einmal drei Bankrauben pro Jahr die Talsohle erreicht.
Kopfzerbrechen bereitet den Ermittlern hingegen die mittlerweile niedrige Hemmschwelle, was Raubüberfälle auf Straßen, Parkplätzen und öffentlichen Orten anbelangt. Insgesamt wurden im Vorjahr 1.518 solcher Fälle österreichweit zur Anzeige gebracht.
Tatort-Ranking
Im Ranking dahinter rangieren als die häufigsten Tatorte Bahnhöfe (133), Wohnungen (128), Wohnhausanlagen (104) und neuerdings auch Veranstaltungsorte (62). Hier beobachteten die Ermittler im Vorjahr eine neue kriminelle Masche, die bereits aus Nachbarländern bekannt ist, bislang aber in Österreich so nicht verübt wurde.
Dass es auch in Niederösterreich einen deutlichen Anstieg bei Raubdelikten gab, führt Stefan Pfandler, Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, auf eine Bande zurück, die beim Hip-Hop-Musikfestival „Rolling Loud“ vergangenen Juli in Ebreichsdorf (Bezirk Baden) ihr Unwesen getrieben hat. Die Täter hatten es vor allem auf teure Halsketten abgesehen. Sie nutzten das Chaos der wild tanzenden Menge unter den Zehntausenden Zusehern. Sie tanzten die Opfer an, um ihnen in der Hitze des Gefechts die Goldkettchen vom Hals zu reißen. „Meist haben es die Opfer erst viel später bemerkt“, schildert ein Ermittler.
56 solcher Raubdelikte wurden alleine auf dem Festival verzeichnet, erklärt Pfandler. Das machte in etwa ein Fünftel aller angezeigten Raubdelikte des Jahres 2024 aus. 259 Fälle bedeuteten in Niederösterreich einen Anstieg bei den Raubdelikten von 18,8 Prozent gegenüber 2023 (218 Fälle).
Kommentare