Sehnsucht nach der Heimat und die Sorge um die Staatsbürgerschaft

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Der "Weltbund“ vertritt 600.000 Österreicher auf der ganzen Welt. 270 Mitglieder halten in St. Pölten ihre Jahrestagung ab und fordern Unterstützung bei Staatsbürgerschaften und Wahlrecht.

Es ist eine Mischung aus Internationalität, weltmännischer Offenheit, aber auch Heimatverbundenheit und Neugierde, die dieser Tage bei vielen Gästen im St. Pöltner Regierungsviertel spürbar ist. An die 270 Auslandsösterreicher sind aus allen Teilen der Welt zu ihrem jährlichen Österreich-Treffen angereist, und zwar erstmals nach St. Pölten. Nicht kulinarische Schmankerl oder die Lust auf Folklore sind Hauptgesprächsstoff – es sind Themen, wie Beibehaltung der Staatsbürgerschaft und Verbesserung des Wahlrechts, die den Auslandsösterreichern unter den Nägeln brennen.

"Wir haben die Aufgabe, das Sprachrohr der über 600.000 Österreicher, die in der Welt leben, zu sein und ihre Interessen wahrzunehmen“, sagt Werner Götz, der Präsident des "Auslandsösterreicher-Weltbunds“ (AÖWB). Als seit 50 Jahren in Deutschland lebender und arbeitender Österreicher und ehrenamtlicher Konsul ist Götz wie auch seine Präsidiumskollegen, mit einer Mission nach St. Pölten gekommen: Das rigorose Vorgehen der österreichischen Behörden bei Anträgen aus dem Ausland um Beibehaltung der Staatsbürgerschaft sei ein Kernproblem, sagt Götz.

Ausbürgerung

Viele der meist erfolgreichen Österreicher kämen in ihren Gastländern in berufliche Situationen, in denen sie die dortige Staatsbürgerschaft annehmen müssen, um weiterzukommen. "Das bedeutet, dass sie von ihrem Heimatland ausgebürgert werden“, beklagt Götz. Das österreichische Gesetz lässt Doppelstaatsbürgerschaft nur in besonders genehmigten Ausnahmefällen zu. Dass dann die rund 2.000 jährlichen Anträge auf Beibehaltung mit recht unterschiedlicher Strenge in den Bundesländern zu rund 50 Prozent abgelehnt werden, sei „völlig unverständlich“ und ein Schaden für Österreich, sind Götz und sein Präsidium überzeugt.

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Vizebürgermeister Michael Kögl, St. Pölten (l.) und LAbg. Florian Krumböck, Land NÖ (r.) begrüßten Präsidium der Auslandsösterreicher mit Edith Pürschel, Werner Götz und Wolfgang Ruso.

Erfolgreiche Menschen kämen gerne in die Heimat zurück, um nicht nur ihre Erfahrungen anzubieten, sondern auch ihr Geld zu nutzen, so die AÖWD-Sprecher. Götz: "Wer ausgebürgert worden ist, kommt nicht mehr zurück“. Auf Länder- und Bundesebene, zuletzt mit Innenminister Gerhard Karner, führe man intensive Gespräche.

Mit Freude kommt der gebürtige Kärntner Roland Pirker als Austokanadier jährlich zurück. Er war in den 1970er-Jahren als Eishockeyspieler nach Ottawa gekommen, dann ins kanadische staatsnahe Filmgeschäft eingestiegen. Weil er dafür kanadischer Staatsbürger werden musste, entzog ihm Österreich die Staatsbürgerschaft.

Zurückgeholt

„40 Jahre später bekam ich sie mit allen Ehren zurück, weil ich mich in Kanada sehr für die Auslandsösterreicher eingesetzt habe“, erzählt Pirker.

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Roland Pirker verlor Staatsbürgerschaft und erhielt sie dann wieder.

Versicherungsmanagerin Birgit Hayden lebt seit Jahrzehnten in Portland, USA. 2007 wurde ihre österreichische Staatsbürgerschaft neben der amerikanischen glücklicherweise anerkannt.

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Birgit Hayden durfte österreichische Staatsbürgrschaft als Amerikanerin behalten und danke es mit Arbeit als ehrenamtliche Konsulin. 

Mittlerweile wirbt sie als Honorarkonsulin für ihre alte Heimat und gibt auch am Wochenende in Portland ehrenamtlich Reisepässe an Österreicher aus. In der aktuellen ausländerkritischen Trump-Administration sei eine zweite Staatsbürgerschaft ein sicherer Rückhalt, sagt sie.

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