Aufregung um Gemeindewohnung als Quartier für Flüchtlingsfamilie

Bürgermeister Riedl und Diakonie haben die syrische Flüchtlingsfamilie am Montag in Empfang genommen.
Die Gemeinde möchte ein positives Zeichen setzen. Nachbarn kritisieren Ortschef.

"Hereinspaziert": Herzlich und mit offenen Armen wurde am Montag eine achtköpfige, syrische Flüchtlingsfamilie in Grafenwörth, Bezirk Tulln, empfangen. Auf Grund des anhaltenden Flüchtlingszustroms hat die Gemeinde eine leerstehende Gemeindewohnung am Marktplatz zur Verfügung gestellt. Der Beschluss des Gemeinderates wurde einstimmig gefasst.

Der Ort zählt rund 3500 Bewohner. Aus Sicht des Bürgermeisters Alfred Riedl sind acht Personen daher eine vertretbare Zahl: "Eine erfolgreiche Integration ist nur in dieser Form möglich." Sprich: In kleinen, überschaubaren Strukturen. "Und wenn das schon nicht mehr möglich ist, verstehe ich die Welt nicht mehr", verteidigt Riedl den Beschluss.

In der Bevölkerung wird dieser zwiespältig gesehen. Auf der einen Seite engagieren sich einige Freiwillige, die in den letzten Tagen und Wochen die Wohnung neu renoviert haben. Und Lehrer bieten der syrischen Familie Nachhilfestunden an.

Vollendete Tatsachen

Kritik kommt hingegen von den direkten Nachbarn. "Wir wissen, dass die Flüchtlinge ein Quartier brauchen", erklärt Karl Holicki, der einen Stock darüber wohnt, "aber wie mit uns umgegangen wurde, ist nicht in Ordnung." Mehrmals habe man den Bürgermeister darauf angesprochen. Vergangenen Freitag sei man schließlich vor vollendete Tatsachen gestellt worden. "Wir haben die Mitarbeiter eines Möbelhauses angesprochen, die die Wohnung eingeräumt haben. Der Bürger muss die Entscheidung einfach dulden." Als Reaktion werden die Mieter eine Mietzinsminderung beantragen. "Denn damit sinkt unsere Wohnqualität."

Riedl weist die Befürchtungen zurück und stellt klar: "Wenn das jede Gemeinde machen würde, brauchen wir keine Massenquartiere."

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