Auch die Wirtschaft will die Ganztagsschule

Auch die Wirtschaft will die Ganztagsschule
Niederösterreichs Sozialpartner fordern Sprachförderung und verpflichtende Berufsorientierung für Schüler.

Der Wirbel in der Reformgruppe zur Bildungsreform ist noch nicht verklungen, da meldet sich bereits die nächste Gruppe mit Wünschen an die künftige Schullandschaft zu Wort. Unter dem Motto "Alle Kraft der Bildung" beziehen jetzt die nö. Sozialpartner Stellung. Im Zentrum der Forderungen: Ganztagsschulen für 6- bis 14-Jährige. Zusätzlich drängen Wirtschafts- und Arbeiterkammer, Gewerkschaft und Industriellenvereinigung auf ausreichende Deutschkenntnisse schon bei den Kleinsten.

"Bildung ist die wesentlichste Grundlage für eine erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft", sagt IV-Chef Johann Marihart. "Wir meinen, dass das österreichische Bildungssystem den heutigen Herausforderungen nicht mehr gewachsen ist. Also sind Anpassungen notwendig." Dazu zählen nach Meinung der Sozialpartner "flächendeckende Sprachstandsfeststellungen bereits im ersten von zwei verpflichtenden Kindergartenjahren". Marihart: "Die Unterrichtssprache Deutsch verstehen heißt besserer Lernerfolg und damit mehr Chancengleichheit."

Zeitgleich drängt das Bildungspaket der Sozialpartner auf einen massiven Ausbau von kostenlosen Ganztagsschulformen für 6- bis 14-Jährige. AKNÖ-Präsident Markus Wieser will hier vor allem "echte Ganztagsschulen mit einer verschränkten Abfolge von Unterricht, Lern- und Freizeit". Das soll auch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicherstellen. Aktuell werden in Österreich laut Bildungsministerium etwas mehr als 15 Prozent der Pflichtschüler ganztägig betreut. In Niederösterreich sind es rund 11 Prozent - mit regional großen Unterschieden: Im Weinviertel sind die meisten Kinder in Ganztagsbetreuung, im Mostviertel die wenigsten.

Job-Orientierung

WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl will außerdem ein Pflichtfach "Berufsorientierung" in der 7. und 8. Schulstufe aller Schultypen. "Ein eigenes Pflichtfach schärft das Bewusstsein, dass hier eine zentrale Weichenstellung für das gesamte Leben getroffen wird", argumentiert sie. Der in Niederösterreich bereits etablierte "Begabungskompass" (Berufsorientierung auf freiwilliger Basis, Anm.) sei zuletzt von 90 Prozent der Neuen Mittelschulen und Hauptschulen angenommen worden. Allerdings nutzen nur 62 Prozent der AHS das Angebot. Zwazl: "Wir müssen Schule und Berufswelt besser verknüpfen. Das steigert die Karrierechancen unserer Jugend und stärkt den Wirtschaftsstandort Niederösterreich."

Kommentare