Armutsfalle: Wenn das Geld nicht reicht
Sein Kundenstamm wächst fast täglich. Normalerweise ist es erfreulich, wenn ein Geschäft mehr Frequenz verzeichnet. Aber wenn Gerhard Frühberger mehr Kunden zu betreuen hat, ist das eher ein Zeichen dafür, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in Österreich immer größer wird. Sein mobiler Sozialmarkt (das SOMA-Mobil) ist Anlaufstelle, damit mehr Geld zum Leben im Börsel bleibt. "Dass die Bürger zu mir kommen müssen, ist leider traurig. Daher will ich, dass der Schmäh rennt", sagt Frühberger. Er steuert das SOMA-Mobil, wie der fahrende Verkaufsladen genannt wird, durch das Waldviertel und bleibt wöchentlich in 20 Orten – seit ein paar Wochen sind es um vier Haltestellen mehr – stehen.
Kurz vor 9.30 Uhr haben sich auf einem abseits gelegenen Parkplatz in Gföhl, Bezirk Krems, fast 15 Kunden versammelt und warten trotz ungemütlichen Wetters gut gelaunt darauf, dass Frühberger die Seitenwand seines weißen Kastenwagens hochfährt. Anstehen, um ein paar Cent zu sparen, heißt die Devise. Frühberger parkt nicht im Zentrum, sondern versteckt, damit nicht gleich jeder Mitbürger mitbekommt, wer den Euro zwei Mal umdrehen muss. Wählerisch dürfen die Kunden nicht sein. Denn im Angebot gibt es nur das, was der rollende Sozialmarkt von Lebensmittelketten kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums bekommt. "Gebäck und Milchprodukte gibt es fast immer. Fleisch haben wir selten", erzählt Frühberger. Langjährige Kunden wissen, dass sie beim Einkauf flexibel sein müssen.
Sparen
"Leider komme ich mit meiner Pension nicht aus. Daher ist es super, wenn man hier ein paar Produkte sehr günstig kaufen kann", erzählt Klara Szeplaki, während sie neben dem Verkaufsmobil das Obst und Gemüse in den grünen Plastikboxen nach der Frische kontrolliert. Ein Mal wöchentlich kommt sie hierher, um für die gleichen Produkte wie im Supermarkt bis zu zwei Drittel weniger zahlen zu müssen.
"SOMA" (Sozialmarkt) ist eine Idee, die 1999 in Linz ihren Ursprung hatte.
Mittlerweile gibt es bundesweit 35 Sozialmärkte (davon zwei Mobile in NÖ) und mehr als 65.000 registrierte Kunden.
Zum Einkauf berechtigt sind jene Menschen, die niedrige Einkünfte haben: Das Netto-Einkommen darf nicht höher als 900 Euro sein, bei Zweipersonenhaushalten nicht mehr als 1350 Euro betragen.
Um Hamsterkäufe zu vermeiden, sind pro Woche maximal drei Einkäufe möglich. Nicht im Sortiment angeboten werden Alkohol und Zigaretten.
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