Weil für ein achtjähriges Mädchen ein dringend benötigtes Medikament in ganz Österreich nicht aufzutreiben war, begann die Uhr zu ticken. Eine Situation mit der sich Apotheker Florian Göttlinger aus Aschbach (Bezirk Amstetten) nicht abfinden wollte. Er begann im Ausland zu suchen. Fündig wurde er in Spanien. Er setzte sich auf eigene Kosten ins Flugzeug und schaffte das wichtige Arzneimittel aus der spanischen Hauptstadt Madrid heran.
„Ich habe das gemacht, weil ich meinem gesetzlichen Auftrag zur Arzneimittelversorgung ganz bewusst nachkommen wollte“, schildert Göttlinger, der in dem Mostviertelort die Apotheke zum Hl. Martin betreibt. Gleichzeitig habe er auch bewusst demonstrieren wollen, dass persönliches Engagement und Fachwissen „in den Apotheken vor Ort abrufbar sind. Das können Online-Apotheken eben nicht leisten“, sagt er.
Notwendigkeit
Die Sorge um das kleine Mädchen aus dem Raum Amstetten war in der Vorwoche von Tag zu Tag größer geworden. Es könne einen bestimmten Stoff nicht ausscheiden und benötige deshalb ein ganz bestimmtes Arzneimittel. „Bekommt sie es nicht, kommt es zu gefährlichen toxischen Komplikationen“, schildert der Apotheker.
Über das Netzwerk der Pharmazeuten wurde ein Rundruf gestartet. Doch nirgends, auch nicht in den Nachbarländern, war das Medikament aufzutreiben. Sämtliche Anfragen bei Großhändlern und Herstellern brachten das Ergebnis „nicht oder erst in vier Wochen lieferbar“.
Letztendlich habe er über einen Wiener Kollegen den Tipp erhalten, dass die Tabletten in Spanien verfügbar seien, erzählt Göttlinger. Dann ging es Schlag auf Schlag. Mithilfe seiner Spanisch sprechenden Schwägerin knüpfte der Mostviertler Kontakt zur Farmacia Barajas in Madrid. Sein dortiger Kollege Adrian Rodriguez habe den Ernst der Lage sofort erkannt und die Abgabe des Medikaments am Telefon zugesagt, erzählt Göttlinger.
Übergabe
„Er war einfach sensationell. Er hätte die Aktion ja auch für einen Scherz halten können“, so Göttlinger, der den nächsten Flug buchte und das Medikament in der Farmacia Barajas formlos per Rezept entgegennahm.
Innerhalb von 30 Stunden konnte der Niederösterreicher somit die dringend benötigte Arznei am vergangenen Sonntag der dankbaren Familie persönlich übergeben.
Noch beruhigender für die kleine Patientin und die Eltern ist aber, dass mittlerweile über einen Großhändler eine Lieferkette aufgebaut wurde, die auch die künftige Versorgung mit dem Arzneimittel garantiert.
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