Apotheken-Angestellte zweigte Geld ab: Teilbedingte Haftstrafe

Beschuldigte hatte mehr als 110.000 Euro aus der Kassa abgezweigt.
27-Jährige tätigte jahrelang Buchungen von fiktiven Retourwaren und nahm mehr als 110.000 Euro aus der Kassa.

Eine 27-Jährige, die als Mitarbeiterin einer Apotheke jahrelang Geld abgezweigt hatte, ist am Montag am Landesgericht St. Pölten wegen gewerbsmäßigen Diebstahls zu 15 Monaten Haft, davon zehn Monate bedingt, verurteilt worden. Den Schaden von 110.322,78 Euro muss die ehemalige Angestellte der Apotheke ersetzen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Mehr als 110.000 Euro

Der Vorsitzende des Schöffensenats, Richter Slawomir Wiaderek, sprach von einer "empfindlichen Freiheitsstrafe" mit fünf Monaten im Vollzug aus präventiven Gründen. Die Beschuldigte hatte von Anfang 2013 bis Februar 2015 mehr als 110.000 Euro aus der Kassa ihres Arbeitgebers abgezweigt. Dazu buchte sie Retouren an fiktive Kunden ins EDV-System und nahm Geld aus der Kassa. Zudem korrigierte die Angeklagte den elektronisch verwalteten Lagerstand. Ein Gutachten wies der 27-Jährigen rund 450 Manipulationen nach.

Bei einem Strafrahmen von bis zu drei Jahren Haft wurde der bisherige ordentliche Lebenswandel der Angeklagten als mildernd angesehen. Erschwerend wirkten sich der lange Tatzeitraum, die Vielzahl der Angriffe und die Schadenshöhe aus. Ein Schaden von rund 110.000 Euro "kann für eine kleine Apotheke existenzgefährdend sein", betonte Wiaderek.

Anfangs trotz Videoaufzeichnung "überhaupt nicht geständig"

Zu Beginn der Ermittlungen sei die 27-Jährige - trotz Videoaufzeichnung aus der Apotheke - "überhaupt nicht geständig" gewesen, hatte Staatsanwalt Patrick Hinterleitner in seinem Schlussvortrag betont. "Die Angeklagte hat nur zugestanden, was sie nicht leugnen konnte."

Die 27-Jährige gab etwas mehr als 40.000 Euro Schaden zu, das Bargeld habe sie kurz darauf auf ihr Bankkonto eingezahlt. "Ich bin nicht mit meinem Lohn ausgekommen", hatte die Angeklagte am ersten Verhandlungstag erklärt.

Der Schöffenprozess war am 20. Juni auf den heutigen Montag vertagt worden, um den Vater der Angeklagten als Zeugen zu befragen. Damit wollte die Verteidigung beweisen, dass am 28. Juli 2014 Manipulationen erfolgten, als die Beschuldigte nicht im Dienst war. Die 27-Jährige gab an, den Tag an der Seite ihres Vaters im Krankenhaus verbracht zu haben, der in St. Pölten operiert wurde. Am Vormittag war sie allerdings in der St. Pöltner Innenstadt, wie aus einer am Montag vorgelegten Abbuchung von ihrem Bankkonto hervorging.

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