Anrainer wollen Hilfe von EU

Die Architekten-Pläne sehen derzeit noch bis zu 250 Wohnungen vor
Tirolerhofer entscheiden Zukunft des Ortsteils. Nicht allen gefallen die Wahlmöglichkeiten

Steinbruch oder Wohnprojekt? Derzeit werden die Weichen für die Zukunft des Perchtoldsdorfer Ortsteils Tirolerhof gestellt. Und die Wahlmöglichkeiten schmecken nicht allen Bewohnern.

Da, wie berichtet, der Steinbruchbetreiber Fröstl das Areal verkaufen will, tun sich für die Anrainer zwei Möglichkeiten auf: Entweder er verkauft an einen Rohstoffkonzern, der weiter abbaut – mit der Genehmigung für eine Erweiterung in der Tasche – oder er verkauft an den Bauträger Seeste, der ein Wohnprojekt mit bis zu 250 Wohnungen auf 70.000 Quadratmetern entwickeln will. Dabei würde auch der „Nackte Sattel“ nicht nur am Papier zum Naturdenkmal erklärt werden. Die Bürger sollen mittels Volksbefragung entscheiden.

Rund 220 Tirolerhofer fanden sich daher kürzlich bei einer Info-Veranstaltung ein. „Die Leute sind aber von beiden Möglichkeiten nicht begeistert“, sagt Gabriele Wladyka von der Bürgerliste. Denn bleibt der umstrittene Steinbruch, darf aus Sicherheitsgründen nicht nur in die Tiefe, sondern auch in die Breite gegraben werden. Dabei würde weiter in das Natura-2000-Gebiet eingegriffen. Der Steinbruch wäre dann noch weitere 50 Jahre vorhanden.

Im Falle der Wohnungen befürchten die Anrainer mehr Individualverkehr. Laut SPÖ könnte der Verkehr auf der Herzogbergstraße um mindestens 20 Prozent zunehmen. Seit Jahren fordern die Bewohner des Tirolerhofs eine Stilllegung, nun überlegen sie, eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof einzubringen, um den Abbau zu stoppen. Wladyka will diesbezüglich einen Dringlichkeitsantrag im Gemeinderat einbringen. Die Gemeinde selbst will sich der Beschwerde nicht verschließen, auch wenn die Erfolgsaussichten gering seien, sagt Bürgermeister Martin Schuster (ÖVP). „Für uns sind beide Varianten mit Problemen, aber auch mit Lösungen behaftet.“ Jetzt hätte man die Möglichkeit ein vorzeitiges Ende des Steinbruchs zu erreichen, auch wenn die Siedlung keine dramatischen Vorteile für die Gemeinde bringe. 250 Wohnungen seien aber jedenfalls zu viel. „Wir haben den Planern die Aufgabe gestellt, die unterste Zahl zu projektieren.“

Unterstützung

Naturschützer Bernd Skyva, Obmann des Naturschutzverein „Schöffel“, will die Tirolerhofer bei einer EuGH-Beschwerde unterstützen. „Unser Wunsch ist, dass der Abbau endlich beendet wird.“ Dennoch berge der Wohnbau aus Sicht des Naturschutzes weniger Gefahr. Er hofft jedenfalls, dass die Südflanke erhalten bleibt und der „Nackte Sattel“ endlich rechtskräftig zum Naturdenkmal wird.

Am 22. Jänner soll die nächste Info-Veranstaltung stattfinden, am 16. Februar dann die Volksbefragung.

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