Anrainer wehren sich gegen neue Straßenbeleuchtung

Anrainer wehren sich gegen neue Straßenbeleuchtung
20 Jahre lang wurden in einem kleinen Ort im Bezirk Korneuburg Lampen per Schalter gesteuert. Eine Lösung, die zwei Bewohner beibehalten wollen.

„Es war eine innovative Lösung und ist es noch immer“, finden Karin Kichler und Rudolf Erdner. Sie wohnen im beschaulichen Füllersdorf (Bezirk Korneuburg), ihnen gehören die beiden Häuser am Ende einer Sackgasse. Vor 20 Jahren wurde dort eine außergewöhnliche Lösung für die Straßenbeleuchtung gefunden: Im Konsens mit der Gemeinde wurden entlang des Weges Gartenlaternen errichtet, die nach Bedarf mit einem Lichtschalter aktiviert wurden. Dieser befand sich am unteren Ende des Weges, nach einigen Minuten schaltete sich die Beleuchtung von selbst aus.

„Und das hat all die Jahre ohne jegliches Problem funktioniert“, so die beiden Nachbarn, die für die Leuchtmittel auch selbst Geld in die Hand genommen haben. Dennoch hat die Gemeinde in der Sackgasse eine neue Straßenbeleuchtung installiert. Vergangene Woche rückten die Bagger an, „ohne jede Vorinformation“, wie Kichler und Erdner kritisieren. Sie schalteten sofort einen Anwalt und die Polizei ein, doch da war es um die Laternen bereits geschehen.

"Überrumpelung"

„Unser neuer Bürgermeister hat eine Überrumpelungstaktik eingeschlagen“, sind die beiden Anrainer über das Vorgehen verärgert. Die alte Beleuchtung habe im Jahr bestenfalls zwölf Stunden gebrannt und sei damit naturschonend, kostensparend und energieeffizient gewesen. „Für uns ist es unverständlich, warum in Zeiten einer Energiekrise solche Entscheidungen getroffen werden“, schütteln sie über das Vorgehen von ÖVP-Ortschef Christoph Mitterhauser, der seit Juli im Amt ist, den Kopf.

Dieser habe jedoch triftige Gründe für diese Entscheidung gehabt, wie er sagt: „Bei Sicherheitsthemen gibt es für mich keine Diskussion. Und wenn sich dort ein Fußgänger im Dunkeln verletzt, liegt die Haftung beim Bürgermeister“, argumentiert er. Vor 20 Jahren habe man das noch entspannter gesehen, sein Vorgänger habe gerne den Spruch „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben“ zitiert. Das habe sich mittlerweile geändert, „man kann sich nicht nur darauf verlassen, dass nichts passiert.“

Haftungsfrage

Von Überrumpelung könne in der Sache aber keine Rede sein; die Entscheidung, den Ort mit einer neuen Straßenbeleuchtung auszustatten, wurde im Gemeinderat getroffen – wie im Übrigen für alle anderen Katastralgemeinden. Die Gemeinde nehme viel Geld in die Hand, um hier in energiesparende LED–Lampen zu investieren. Zudem habe es Gespräche gegeben.

Kichler und Erdner hoffen, dass sich noch ein Kompromiss finden lässt: „Das Kind ist in den Brunnen gefallen, aber man könnte ja auch die neuen Lampen mit einem Lichtschalter versehen“, schlagen sie vor. Was für den Ortschef, der mittlerweile drei Klagen der beiden Anrainer auf seinen Schreibtisch hat, nicht infrage kommt: „Das machen wir sicher nicht. Es geht ja darum, dass die Lampen durchgehend leuchten.“

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