Angeblich misshandelt: Doch Kinder wollen ins Heim zurück

Angeblich misshandelt: Doch Kinder wollen ins Heim zurück
Obwohl das Land NÖ schwere Vorwürfe erhebt, stehen die Jugendlichen weiter zu ihren Betreuern und der Einrichtung.

Die Causa um die Schließung von drei Kinder- und Jugendheimen der Therapeutischen Gemeinschaft (TG) in Niederösterreich hat ungewohnte Dimensionen angenommen. Der zuständige SPÖ-Landesrat, Franz Schnabl, hat die Einrichtungen nach dem immer noch geheimen Bericht einer Sonderkommission schließen lassen. Alle Heimkinder haben ihre Bleibe und 80 Betreuer ihren Job verloren. Die TG musste Konkurs anmelden.

Nach KURIER-Recherchen stellt dich die Frage, wie schlimm die Vorfälle in den Heimen tatsächlich waren. Obwohl sie laut der Kommission misshandelt worden sein sollen, wünschen sich einige Heimkinder nichts sehnlicher, als in die Betreuung der TG zurückzukehren. Betreuer sprechen von einer Intrige.

Die 16-jährige Viktoria etwa kannte bis vor Kurzem „kein Gefühl der Geborgenheit“, erzählt sie. Das Mädchen wurde zwischen Pflegefamilien und Heimen hin- und hergestoßen. „Ich habe mich jeden Tag selbst geritzt, bis ich zur TG nach Jaidhof kam.“ Innerhalb eines Jahres hätten es die Betreuer geschafft das Mädchen „in die Spur zu bringen“, wie sie sagt. „Der Tag, an dem sie uns weggebracht haben, war der Allerschlimmste. Wir wollen zurück“.

„Vorbildlich geführt“

Hildegund C., die Pflegemutter des 16-jährigen André, bezeichnet die behördliche Schließung als einen „Skandal“. 60 Einrichtungen in ganz Österreich hätten André abgelehnt. Erst in der TG habe er vor zwei Jahren eine Heimat gefunden – unter intensiver Individualbetreuung. „Sie hatten die schwierigsten Fälle aus dem ganzen Land, die niemand mehr betreuen wollte. Die Kinder aus dieser Umgebung zu reißen, hat sie neuerlich traumatisiert“, schildert sie. Zwei Jahre lang war sie wöchentlich in Jaidhof um André zu besuchen. „Das Heim wurde vorbildlich geführt.“

Ins Rollen gebracht hatte die Vorwürfe gegen die TG-Heime der 18-jährige Zögling Michael T.. Dass er diese Aussagen gemacht hat, bezeichnet er nun als den „größten Fehler seines Lebens. Ich wurde manipuliert. Mir wurden 30.000 Euro versprochen, wenn ich diese Dinge behaupte“, sagt Michael gegenüber dem KURIER. „Nichts davon hat gestimmt.“ Er sei von einem rausgeworfenen Betreuer zu den Vorwürfen überredet worden.

Mitarbeiter der TG, die nun auf der Straße stehen, verstehen die Welt nicht mehr. Was sie besonders schockiert, sind die Nachrichten, die sie laufend von den Kindern bekommen. „Sie reißen aus ihren neuen Unterbringungen aus und lungern zugekifft am Praterstern herum.“ Die Betroffenen zum KURIER: „Wir wurden laufend unangekündigt überprüft, vom Land, der Volksanwaltschaft, dem Arbeitsmediziner usw.. Es gab nie Beanstandungen.“

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