AMS streicht Förderung für Jugendarbeitsprojekt

AMS streicht Förderung für Jugendarbeitsprojekt
Projekt des SOS Kinderdorf muss verkleinert werden. Fünf Jugendliche und fünf Arbeitstrainer verlieren Job

Sie schlichten Kisten, beraten Kunden oder machen Telefondienst. Doch für die Jugendlichen, die in den zwei AR.SOS Shops des SOS Kinderdorfs in der Hinterbrühl und Mödling arbeiten, ist das nicht selbstverständlich. „Das sind Jugendliche, die es am ersten Arbeitsmarkt nicht schaffen und sich am zweiten schwer tun“, sagt Leiterin Andrea Schritter.

Bei AR.SOS werden sie in einem normalen Arbeitsverhältnis angestellt, erhalten berufsspezifische Trainings, Förderunterricht oder Berufspraktika vermittelt. Seit der Gründung 1998 wurden 227 Jugendliche aus dem Raum Mödling – teils aus den SOS Kinderdörfern, teils vom AMS vermittelt – arbeitsfit gemacht. Doch für 2019 gab das AMS bekannt, das Projekt nicht mehr zu fördern. Damit fallen 250.000 Euro weg. Fünf der aktuell zehn Jugendlichen und fünf Arbeitstrainer müssen gekündigt werden.

Unverständlich für den Geschäftsleiter von SOS Kinderdorf, Clemens Klingan. 66 Euro pro Tag und Jugendlichen würde das Projekt kosten. „Wenn uns Jugendliche, die sonst nicht Fuß fassen können, das nicht wert sind, dann zweifle ich an unserer Gesellschaft.“ Schaffen Jugendliche es nicht, sich einzugliedern, könnte das bis zu zwei Millionen Euro an Steuergeld kosten, meint Klingan. „Wir haben uns wirklich spezialisiert auf jene, die es auch in überbetrieblichen Lehrwerkstätten nicht schaffen“, sagt Schritter. „Das waren Menschen, bei denen auch das AMS gesagt hat, sie wissen nicht, wo sie sie hintun sollen.“

Andrea Schritte vom Jugendarbeitsprojekt AR.SOS über die schwierige Ausgangslage

Die Jugendlichen seien oft traumatisiert, unreif oder sozial benachteiligt. Sie würden besondere Unterstützung benötigen, die mit einem Netz aus Betreuern, Psychiatern und Eltern geschaffen worden sei. Bei AR.SOS habe man den Alltag so gestaltet, dass er „wie eine Lehre angelegt ist“, erklärt die Leiterin. In geschütztem Rahmen konnten die Jugendlichen lernen, was es heißt, Leistung zu erbringen und Arbeitszeiten einzuhalten. Klingan sagt nun, er habe den Eindruck, dass manche auf der Strecke gelassen werde, weil es zu „aufwendig“ sei.

Andrea Schritte vom Jugendarbeitsprojekt AR.SOS über die Notwendigkeit in kleinsten Gruppen zu arbeiten.

Nicht im Stich gelassen

Das weist das AMS entschieden zurück. Dass die Jugendlichen einen hohen Förderbedarf haben, wisse man beim Arbeitsmarktservice. „Es wird kein einziger Teilnehmer im Stich gelassen“, sagt AMS NÖ-Sprecherin Martina Fischlmayr. Mit den Angeboten des Jobcoachings und der Produktionsschulen des Sozialministeriums und den sieben neuen Jugendausbildungszentren in NÖ würden die Jugendlichen so betreut werden, wie es ihrem Bedarf entspreche.

SOS Kinderdorf will das Projekt nun in abgespeckter Form mithilfe von Spenden zumindest für die eigenen Kinder fortführen. Geschäftsleiter Klingan stört, dass eine Ausbildungsgarantie beschlossen wurde, die nun irgendwie nicht für „seine“ Jugendliche gelte. „Es muss aber für alle Angebote geben, welche, die realistisch sind.“

Dass die Fördereinstellung dieser Garantie widerspricht, sieht AMS-Sprecherin Fischlmayr nicht. „Natürlich ist es für die Betroffenen ein Einschnitt“, aber AR.SOS sei in erster Linie ein Beschäftigungsprojekt gewesen. Die Offensive ziele aber auf Ausbildung und Lehre sowie nachhaltige Beschäftigung ab. „Weil man weiß, dass Menschen, die keine Lehre haben, im Schnitt zwölf Jahre ihres Lebens arbeitslos sind.“ Zudem habe das Projekt vor 2017 die notwendige Quote von 28 Prozent zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt nicht erreicht.

Andrea Schritte vom Jugendarbeitsprojekt AR.SOS über die Chancen, die Jugendliche hier bekommen

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