Als die kleine Marie (4) Papst Franziskus zum Lächeln brachte
Es sind die Befürchtungen, die so ziemlich jeden Zeremonienmeister quälen – besonders im Vatikan in Rom. Das Protokoll ist auf Punkt und Beistrich vorbereitet, jede Bewegung ist vorgegeben und dann macht ein kleines Mädchen all dem einen Strich durch die Rechnung. Es war die kleine Marie aus Pressbaum, die bei der Privataudienz mit Papst Franziskus auf die Sitzordnung pfiff und einfach zum Stuhl des Heiligen Vaters lief. Während sich die Mienen der Zeremonienmeister verhärteten, entlockte dem Papst der Auftritt des vierjährigen Mädchens ein breites Lächeln.
Marie gehörte zu jener Gruppe von acht Kindern, die mit ihren Eltern nach Rom gereist waren, um das Oberhaupt der katholischen Kirche zu treffen. Gemeinsam ist diesen Kindern, dass sie an Autismus leiden und im Ambulatorium Sonnenschein in St. Pölten, das von Primaria Sonja Gobara geführt wird, betreut werden. Dieses Autismuszentrum ist erst heuer eröffnet worden, nachdem schon im Jahr 2007 die ersten Gespräche dazu zwischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner – damals war sie noch Soziallandesrätin – und Sonja Gobara geführt worden waren, um Kindern, die an diesen Entwicklungsstörungen leiden und vor allem auch deren Eltern zu helfen.
Lange Vorbereitungen
Die Idee mit der Privataudienz beim Papst war vor mehreren Monaten entstanden, um den Kindern ein ganz besonderes Erlebnis zu ermöglichen. Eingefädelt wurde das Zusammentreffen mit dem Papst von der Landeshauptfrau und Landesrat Martin Eichtinger, der seine diplomatischen Beziehungen nutzte. Die Kinder waren monatelang darauf vorbereitet worden und man ließ sich auch nicht von Corona stoppen, wie Mikl-Leitner bei ihren Grußworten an den Heiligen Vater betonte: „Corona konnte uns nicht zwingen, von diesem Besuch Abstand zu nehmen.“ Es sei ein Traum für die Kinder und deren Eltern in Erfüllung gegangen. Aus dem Treffen mit Papst Franziskus wolle man Kraft mit nach Hause nehmen. Mikl-Leitner: „Autismus ist für Kinder, aber auch für die Eltern sehr fordernd.“
Dem Papst gefiel besonders, dass das Ambulatorium Sonnenschein heißt. „Ich kann mir vorstellen, warum die Verantwortlichen diesen Namen gewählt haben. Denn Euer Haus ist wie eine großartige blühende Wiese und die Blumen dieses Hauses Sonnenschein seid Ihr“, sagte er zu den Kindern. Um sich danach von der Landeshauptfrau alle einzeln vorstellen zu lassen und sie zu segnen. Da kamen die Zeremonienmeister erneut ins Schwitzen, weil bei dieser Vorstellungsrunde die protokollarische Ordnung dann gar keine Rolle mehr spielte.
Für Johanna Mikl-Leitner war es die erste Begegnung mit Papst Franziskus. Danach sprach sie von einem „unvergesslichen Erlebnis“. Vor allem die Segnung der Kinder sei ein besonders bewegender Moment gewesen.
Weinrebe im Vatikan
Die kurze Reise nach Rom wurde auch genutzt, um die Aktion „Natur im Garten“ in der Ewigen Stadt zu verankern. Diese Bewegung für die Ökologisierung der Gärten und Grünräume, die 1999 von NÖ ausgegangen ist, geht mittlerweile auch schon internationale Wege. In Rom wurde in der Botschaft zum Heiligen Stuhl, die derzeit von Franziska Honsowitz-Friessnigg geführt wird, ein Hochbeet errichtet. Und in den vatikanischen Gärten eine Weinrebe – „Grüner Veltliner“ – gepflanzt. Landesrat Eichtinger: „Wir sind sehr stolz, dass ein Stück Niederösterreich in den vatikanischen Gärten wächst.“
Den Segen spendete in beiden Fällen St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz, der natürlich bei einem Vatikan-Besuch des Landes nicht fehlen durfte.
Kommentare