Als Bürgermeister von Zwettl muss Mold die Ärmel hochkrempeln
Wenn Dienstagabend Franz Mold, 56, zum neuen Bürgermeister von Zwettl (ÖVP) gewählt wird, übernimmt einer das höchste Amt in der Stadtgemeinde, der zwar seit Jahren auf landes- und kommunalpolitischer Ebene tätig ist, sich aber bisher mehr im Hintergrund hielt. Erst nach seiner Wahl, bei der er sich eine hohe Zustimmung erhofft, will er mitteilen, wie er das Amt anlegen will. Also verlangt er schon vor seiner Wahl blindes Vertrauen. Bewohner und Oppositionspolitiker erwarten sich im Gegenzug einen neuen politischen Stil – mehr Kooperation und weniger „Imperialismus“. In den nächsten Monaten muss der Landtagsmandatar mehrere Baustellen anpacken.
Zuletzt drehte sich in der Gemeinde vieles um das geplante Einkaufszentrum, kurz EKZ, das von der absolut regierenden ÖVP Zwettl als großer Innenstadtmotor gesehen wird. Ob es unterm Strich mehr Jobs bringt, als es kostet, wird die Zukunft zeigen. Ohnehin wird es – wenn es überhaupt kommt – noch länger dauern, bis mehrere Hürden wie die schwierig umsetzbare Zufahrtsbrücke über den Kamp oder das Genehmigungsverfahren – auch wegen der Anrainerbeschwerden – überwunden sind.
Auch ohne Einkaufszentrum droht ein Innenstadtsterben, das längst ansatzweise zu spüren ist. Zu sehr waren die Stadtväter zuletzt auf das EKZ fokussiert und schoben das Thema Stadtentwicklung als Stiefkind lange Zeit vor sich her. Zwar läuft seit über drei Jahren das Projekt Zentrumsentwicklung, doch bisher fehlen konkrete Lösungen. Und die wären angesichts der geöffneten Umfahrung längst überfällig, um die überregionale Kundschaft schon jetzt mit Anreizen in die Innenstadt zu locken.
Kundenschwund
Viele Marketingaktionen wie „ Zwettl treibts bunt“ waren zwar gut gemeinte Initiativen, doch nachhaltige Effekte blieben davon nur wenige.
Sorgen machen sich viele um die Hamerlingstraße und deren Geschäfte. Immer öfter stehen dort Lokale leer. Ein Unternehmer, der schon im KURIER die niedrige Kundenfrequenz beklagte, schlitterte inzwischen in die Insolvenz. Dass die Straße unattraktiv ist, wussten die Stadtpolitiker schon vor 15 Jahren. Damals sind Ideen wie eine Teilüberdachung präsentiert worden, um daraus eine Art „Passage“ zu machen. Bis dato ist nichts passiert.
Auch wenn der bisherige Bürgermeister Herbert Prinz die neue Stadthalle, Umfahrung, den neuen Sportplatz, Erhalt aller Volksschulen oder einen dislozierter HTL-Standort als Erfolge feiert, sind das zwar wichtige Einzelprojekte, die in den vergangenen Jahren umgesetzt wurden, aber es fehlen die Visionen, um die Gemeinde in die Zukunft zu führen. Während andere Städte vorpreschen und mit Experten nachhaltige Projekte entwickeln, fehlte bisher in Zwettl der Weitblick. Wichtig wäre, ein umfassendes Leitbild zu erstellen, das die Stadtgemeinde wirtschaftlich weiterbringt. Vielleicht geht Mold künftig diesen Weg.
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