Alarm auf den Wiener Hausbergen: Ein Fluss voll Müll und Fäkalien

Symbolbild
Stadt Wien und Naturfreunde sehen Erholungsgebiet Rax/Schneeberg in Gefahr. Maßnahmen sind geplant.

Die Corona-bedingte Landflucht hat im heurigen Sommer ungeahnte Ausmaße in einem der beliebtesten Tourismusgebiete Niederösterreichs angenommen. Das Höllental mit dem Schneeberg auf der einen und der Rax auf der anderen Seite, hat laut Naturfreunde und der Stadt Wien (größter Grundeigentümer in dem Gebiet) unter dem Massentourismus gelitten wie nie zuvor. Die Folge war ein zugemülltes Naturerholungsgebiet und ein Fäkalien-Problem im Schwarza-Fluss. Für den Wiener Forstdirektor Andreas Januskovecz, Reichenaus Bürgermeister Hannes Döller und die Tourismusverantwortlichen muss dringend mit einem Konzept gegen die Missstände vorgegangen werden.

Bei einer Podiumsdiskussion im Seminar-Park-Hotel Hirschwang wurde dieser Tage über die Zustände eifrigst debattiert. „Seit zehn Jahren verschärft sich die Situation zunehmend. Aber so schlimm wie heuer war es noch nie“, schildert Januskovecz, der als Forstdirektor seine schützende Hand über das Quellschutzgebiet der Wiener Hochquellwasserleitung auf Rax und Schneeberg hält. An einem schönen Samstag wurden im heurigen Sommer 1.400 geparkte Fahrzeuge entlang der Schwarza im Höllental gezählt. Aufgrund einer Besucherstromanalyse von Handydaten weiß man, dass 60 Prozent der Gäste aus dem Bezirk Neunkirchen stammen. Damit kann man mit dem Gerücht aufräumen, dass nur die auswärtigen Gäste ihren Müll zurücklassen, hieß es bei der Diskussion.

Laut der Forstdirektion gibt es ein besonderes Phänomen zu beobachten: Bei jährlich fast 150.000 Gästen, die mit der Seilbahn auf die Rax gekarrt werden und mehr als 170.000, die mit dem Salamander den Schneeberg erklimmen, existiert auf den beiden Bergen beinahe keine Umweltverschmutzung.

Alarm auf den Wiener Hausbergen: Ein Fluss voll Müll und Fäkalien

100 Teilnehmer kamen zur Podiumsdiskussion in Hirschwang

Horror im Tal

„Der Horror spielt sich im Tal ab“, so Januskovecz. Das Schwarza-Ufer gleiche im Sommer einem Abfalleimer und einer öffentlichen Toilette. Obwohl mobile WC-Anlagen aufgestellt wurden und die Marktgemeinde Reichenau auf den Parkplätzen sechs Müllcontainer mit einem Fassungsvolumen von jeweils 1100 Litern aufgestellt hat, wird die Natur im Höllental regelrecht zugemüllt, weiß Döller.

Mit einer breit angelegten Infokampagne, Hinweisschildern und gezielter Öffentlichkeitsarbeit soll vor dem kommenden Sommer das Bewusstsein der Gäste geschärft werden. Auch der 2012 vorgestellte „Masterplan Höllental“ – der regulierende Maßnahmen vorsieht – soll endlich in die Tat umgesetzt werden, so das Ergebnis der Debatte.

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