Das Projekt ist ein Teil des Jubiläumsjahres „100 Jahre Niederösterreich“. Die aktuelle Energiekrise macht es aber nicht nur zu einem geschichtlichen Rückblick, sondern zu einer künstlerischen Antwort auf die Atomkraft-Träume, die zuletzt in Österreich aufgeflammt sind. Im AKW Zwentendorf treffen sich am Wochenende Zeitzeugen, die in den 1970er-Jahren den Widerstand gegen den Atomstrom mitgetragen hatten. Sie treten in einem Theaterstück im Reaktor auf. Titel der Spurensuche: „Gemeinschaftskraftwerk Tullnerfeld“.
Für die Produktion sind der neue Intendant der Denkfabrik Globart, Jakob Brossmann, sein Co-Regisseur Manfred Rainer und das Landestheater NÖ verantwortlich. Ziel ist es, den Widerstand gegen das AKW Zwentendorf, der dieses Projekt im November 1978 mithilfe einer Volksabstimmung zu Fall brachte, wieder ins Bewusstsein zu rücken. Brossmann: „Es ist erschreckend, dass diese Themen 50 Jahre nach der Grundsteinlegung des Kernkraftwerks nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Im Gegenteil.“
Das Arbeiten mit den Zeitzeugen beschreibt er als eine „unglaubliche und intensive Erfahren“. Dabei sind unter anderen der Biologe Bernhard Lötsch, der Naturwissenschafter Peter Weish, Heidrun Pirchner, die als „Lehrerin gegen Atomkraftwerke“ bekannt geworden ist, und Schmetterlinge-Sängerin Beatrix Neundlinger.
Zu Wort kommen aber auch Menschen aus der Region, wie der ehemalige Gendarm und Vizebürgermeister Peter Grestenberger, die Fleischhauerin Maria Höchtl, die die Widerstandsaktivisten mit Wurtsemmeln versorgte, oder der Pastoralassistent Michael Ledwinka.
Aus dem Ensemble des Landestheaters spielen die Schauspieler Bettina Kerl und Tim Breyvogel mit, die Musik gestaltet Florian Bogner.
Das stillgelegte AKW
Unter den Kooperationspartnern der Aufführung ist auch die EVN, in deren Besitz das Atomkraftwerk Zwentendorf – ursprünglich sollte es Gemeinschaftskraftwerk Tullnerfeld GKT heißen – ist. 1969 war der Bau des AKW politisch genehmigt worden, 1972 ist die Grundsteinlegung erfolgt. Der Energieplan sah zu dieser Zeit insgesamt drei Atomkraftwerke in Österreich vor.
Der damalige Kanzler Bruno Kreisky (SPÖ) entschied sich dann wegen der vielen Proteste für eine Volksabstimmung, die am 5. November 1978 knapp gegen die Atomkraft ausging. Exakt hatten sich 50,47 Prozent dagegen ausgesprochen. Die Abstimmung war das Ende der Atomkraftpläne in Österreich.
Im Jahr 2005 hat die EVN das stillgelegte Kraftwerk erworben. Genutzt wird es heute abseits von Führungen und Veranstaltungen als Sicherheitstrainingszentrum. Im Jahr 2010 wurde gemeinsam mit der Technischen Universität das Fotovoltaik-Forschungszentrum Zwentendorf gegründet.
Das Kunstprojekt
Gemeinschaftskernkraftwerk Im Rahmen des Jubiläums „100 Jahre Niederösterreich“ wird in einer Kooperation der Denkfabrik Globart mit dem Landestheater NÖ eine Spurensuche im AKW Zwentendorf unternommen. Das Ganze passiert 50 Jahre nach der Grundsteinlegung jenes Atomkraftwerkes, das nie in Betrieb gegangen ist
Aufführungstermine Premiere ist am Freitag, 27. 5. um 14 Uhr. Am selben Tag sind noch um 16.30 und um 19 Uhr Termine angesetzt. Am 28. 5. gibt es um 14, 16.30 und 19 Uhr Aufführungen, am 29. 5. um 11, um 14 und um 16.30 Uhr. Der Kartenverkauf läuft unter www.globart.at
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