Aktivisten kritisieren Mittel gegen Gelsen
Der starke Regen im Mai hat die Verbreitung von Gelsen dieses Jahr begünstigt. Mehrere Gemeinden setzen bei der Bekämpfung auf das Eiweißpräparat BTI (Bacillus thuringensis israelensis) – zuletzt auch die Gartenstadt Tulln. Das Mittel gilt als umweltschonend. Aktivisten bleiben dennoch skeptisch.
In Tulln befinden sich die größten Brutstätten in der Au nördlich der Donau. Das Eiweißpräparat wird gezielt in den Brutstätten ausgebracht – in Tulln mit Spritzen durch Mitarbeiter des Bauhofs, entlang der March und der Thaya gar mit Hubschraubern. Auch in Stockerau wird der Einsatz gefordert.
Enzyme im Magen
In einer Aussendung der Stadt Tulln heißt es: „Bereits nach wenigen Stunden bilden sich im Magen der Larven Enzyme, welche zu deren Absterben führen.“ Und weiter: „Der große Vorteil dieses rein natürlichen Stoffes ist, dass er ausschließlich bei den Gelsenlarven zum Absterben führt und ansonsten für Flora und Fauna unschädlich ist.“
Norbert Ruckenbauer, Nationalpark-Ranger in den Donau-Auen, zitiert dazu aber ein Informationsblatt: „BTI zeigt innerhalb der Zweiflügler eine tödliche Breitbandwirkung und trifft damit nicht nur alle Stechmückenarten, sondern auch alle Kriebelmücken- und Zuckmückenarten, die ebenfalls (wie Gelsen, Anm.) einen Hauptbestandteil der Nahrung für Wasservögel, Fledermäuse und Fische darstellen.“
Menge des Einsatzes
Herwig Schuster ist Umweltchemiker bei Greenpeace und meint, dass BTI „das ökologischste Mittel gegen Gelsen ist, das es gibt“. Trotzdem sei es nicht zu 100 Prozent zielgerichtet. Auch andere Insekten würden Unverträglichkeiten zeigen.
Entscheidend sei daher, wie oft und wo das Mittel eingesetzt wird. „Wenn es eine extreme Gelsenpopulation wegen des Hochwassers gibt, ist es okay. Wenn man es aber überall verwendet, wird es problematisch. Auch wegen Resistenzbildungen“, sagt er. Eine zentrale Stelle, wo alle Einsätze verzeichnet werden, gibt es nicht.
Kommentare