Adi Kastner: "Mr. Waldviertel" ist tot

Adi Kastner: "Mr. Waldviertel" ist tot
Adi Kastner starb nach schwerer Krankheit 72-jährig im Kreise der Familie. Er machte aus einem Armenviertel eine Vorzeige-Region.

"Alleine ist man nur ein Zwerg, ein einsamer Mahner in der Wüste. Aber miteinander (...) wird aus tausend Zwergen ein Riese, den man weder überhören noch übersehen kann."
Adolf Kastner

Adolf "Adi" Kastner, ein Visionär mit Weitblick, der unzertrennlich mit seiner Region verbunden war, hat sein geliebtes Waldviertel für immer verlassen. "Mr. Waldviertel" ist tot. Nach schwerer Krankheit zog er seinen Hut und ist am vergangenen Wochenende im engsten Kreise seiner Familie von dieser Welt abgetreten. Der sechsfache Vater wurde 72 Jahre alt.

Als unermüdlicher Kämpfer bleibt er vielen Menschen aber in Erinnerung, der als Waldviertel-Beauftrager des Landes NÖ von 1982 bis 2004 vieles unternommen hatte, um der damals verarmten Region und deren Bewohnern eine Zukunftsperspektive zu geben. Er war "Wanderprediger", um seine Mitmenschen in der Region zu motivieren, Gründer, Ideengeber und Geburtshelfer für hunderte Projekte, die teilweise noch heute dazu beitragen, das Waldviertel wirtschaftlich zu stärken. Dazu zählen Vereine und Organisationen wie "WV-Net", "Waldland", Waldviertel-Akademie, Maschinenring, "Pro Waldviertel" und die "Initiative Waldviertel" zum Schutz vor Gentechnik-Anbau. "Die Hälfte des Rückstands, den die Region hatte, haben wir bereits aufgeholt", hatte Kastner kurz vor seiner Pension gesagt. Trotz seiner wachsenden Aufgaben ist Kastner bescheiden geblieben und hat mit seiner klugen Verhandlungstaktik und seinem "Waldviertler Sturschädel" seine Heimat zur landwirtschaftlichen und touristischen Vorzeigeregion gemacht. Es gelang auf Basis seiner Initiativen bäuerliche Produkte wie Mohn, Flachs oder Mariendistel besser zu vermarkten sowie Holz als Rohstoff für Ausbildungszweige und für die alternative Energiegewinnung zu nutzen.

Zukunft

Obwohl Adi Kastner im Kampf um die Zukunft des Waldviertels oft auf Granit beißen musste, hat er nie die Hoffnung verloren. "Er hat den Sand wegg'schaufelt, in den viele Waldviertler ihren Kopf gesteckt hatten", meinte einmal die Mundartdichterin Isolde Kerndl. Ein Mittel, mit dem der damals junge Lehrer erste Erfolge feiern konnte, waren seine pointierten Sprüche und Geschichten. Damit brachte er seine Visionen schonungslos und treffsicher auf den Punkt. "Die Füße auf dem Boden, aber den Kopf in den Wolken", war nur einer seiner Leitsprüche. So erfolgreich viele Projekte waren, so erfolglos waren andere, die auch tiefe Spuren an seiner Seele und Gesundheit hinterließen, weil Kastner lange Zeit mit einem finanziellen Scherbenhaufen alleine gelassen wurde. Rückhalt lieferte stets seine Familie.

Sein Lebenskampf begann schon bei der Geburt im Jahr 1939. Nur knapp überlebte Adi Kastner eine Krankheit. Nach seiner Matura im Jahr 1957 studierte er Land- und Forstwirtschaft. Um sich das Studium finanzieren zu können, arbeitete er nebenbei beim Bau der Staumauer Ottenstein mit. Danach wurde er Lehrer und 1978 Direktor an der Landwirtschaftlichen Fachschule in Edelhof. Vier Jahre später ernannte ihn Landeshauptmann Siegfried Ludwig zum Regionalmanager für das Waldviertel - damals erstmalig in Österreich.

Adi Kastner: Requiem und letzter Weg

Begräbnis Adi Kastner, früherer Direktor der Landwirtschaftlichen Fachschule Edelhof und Waldviertel-Beauftragter der nö. Landesregierung, wird am kommenden Freitag in der Stadtpfarrkirche Zwettl verabschiedet. Das Requiem beginnt um 14 Uhr. Im Anschluss findet der Verstorbene am Friedhof der Propsteikirche Zwettl seine letzte Ruhestätte. Unter der Internetadresse www.adikastner.at hat die Familie inzwischen eine Gedenkseite eingerichtet, die an den großen Visionär des Waldviertels erinnert. Dort ist auch ein Online-Kondolenzbuch zu finden, in das sich Freunde und Wegbegleiter eintragen können.

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