551 Tage warten auf eine Knie-OP

Das Warten auf eine Operation kann lange dauern
Schmerzpatient empört. Durchschnittliche Wartezeit lag laut Online-Portal in Neunkirchen bei 59 Wochen.

"Ich möchte den Patienten im Wiener Otto-Wagner-Spital zu der kurzen Wartezeit von 261 Tagen gratulieren", schreibt Schmerzpatient Walter F. (Name geändert) aus dem Bezirk Neunkirchen, nachdem er einen KURIER-Bericht über die Situation in Wien gelesen hatte: "Ich muss im Landesklinikum Neunkirchen 551 Tage auf meine Knie-Operation warten."

Zynismus hilft offenbar, um über Frust hinwegzukommen. Tatsächlich beträgt die rekordverdächtige durchschnittliche Wartezeit in Neunkirchen im Schnitt laut Homepage der nö. Landeskliniken-Holding knapp 59 Wochen, anderswo in Niederösterreich liegen die Werte zwischen sieben und 30 Wochen. Während der Spitalsärzte-Vertreter von einer katastrophalen Situation spricht, hofft der Betriebsrat auf baldige Entlastung. Laut Kliniken-Holding würde das Verhalten einiger Patienten die Zahlen verfälschen.

628 Patienten

Im Landesklinikum Neunkirchen mussten mit Stichtag 1. Dezember 628 Patienten auf ein neues Kniegelenk warten. Aber auch bei Hüftoperationen war die Liste lang: 422 Patienten waren vorgemerkt, die sich im Schnitt 54 Wochen gedulden mussten. Niederösterreichs Patientenanwalt Gerald Bachinger erscheint diese Wartezeit außergewöhnlich lang: "Die Liste haben wir ja auch geschaffen, damit Patienten in andere Spitäler ausweichen können."

Zum Vergleich: In Amstetten standen Anfang Dezember nur 37 Patienten für Hüftprothesen und 42 für Kniegelenke jeweils sieben Wochen auf der Warteliste.

551 Tage warten auf eine Knie-OP
Ronald Gallob, Kurienobmann der Spitalsärzte, Ärztekammer NÖ, HONORARFREI.
Für Ronald Gallob, Kurienobmann der Spitalsärzte in der nö. Ärztekammer, ist die Entwicklung katastrophal. Die Ursache ortet er in der Zusammenlegung der Orthopädischen Abteilungen von Wiener Neustadt und Neunkirchen: "Was die Holding im Kleinen macht, will der Staat im Großen mit der 15a-Vereinbarung erzielen: Wenn man die Gesundheitsversorgung deckelt und die Kapazitäten verknappt, wird Medizin für die Patienten zum Luxusgut und unleistbar", kritisiert Gallob, der weniger der Spitalsholding, als vielmehr der Regierung die Schuld dafür gibt. Er befürchtet durch die Kostenreduktion auf Basis der Gesundheitsreform eine weitere Verschlechterung der medizinischen Versorgung.

Peter Maschat, Zentralbetriebsrat der niederösterreichischen Spitäler, glaubt einen Grund für die langen Wartezeiten in Neunkirchen zu kennen: "Es gab zuletzt mehrere Ärzte-Abgänge, jedoch keine Leistungseinschränkung." Er rechnet damit, dass die neue Orthopädie in Mödling bald für Entlastung sorgen wird.

Freie Wahl

"Die Zahl der Ärzte im Bereich Orthopädie stieg von 20 auf 31", argumentiert hingegen Holding-Sprecher Bernhard Jany: Die Orthopädie im Klinikum Neunkirchen zeichne sich durch hohe Qualität der Versorgung aus. Genau dieser Ruf führe zu einem Anstieg der Anmeldungen. "Viele Patienten suchen sich Arzt und Spital genau aus, selbst wenn in anderen Häusern wesentlich früher OP-Termine verfügbar sind", betont Jany. Darauf würden die Patienten auch bei der Anmeldung hingewiesen werden.

Die in der Anfrage genannte Wartezeit sei zudem falsch. Seine Erklärung: Etwa jeder dritte Patient auf den Wartelisten für Neunkirchen sei zwar angemeldet, nehme dann den Termin aber nicht wahr und melde sich auch nicht ab. Dies erschwere die Planung sehr. Oftmals würden sich Patienten auch einen bestimmten Chirurgen wünschen, der aber nicht zu jeder Zeit verfügbar sei, sagt Bernhard Jany.

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