Der Angeklagte war früher Springreiter und bei internationalen Turnieren dabei. Über den Sport sei er auch zu den Drogen gekommen – zunächst „nur“ als Konsument, dann als Kurier. Vor Gericht schilderte er, dass er nach dem Tod seiner ersten Tochter mit Kokain angefangen hätte und süchtig wurde, „mit einer gewissen Zeit braucht man’s“.
Die Vorsitzende rechnet vor, dass er mit den Kurierfahrten mindestens 25.000 Euro auf die Hand bekommen hätte. Das sei in seinen Konsum geflossen bzw. in die Schulden daraus. Nachdem er Ende 2023 aus Deutschland nach Österreich zurückkehrte, zog er zu seiner Lebensgefährtin ins Haus ihres Vaters.
Opfer „Schwiegerpapa“
Der besaß mehrere luxuriöse Armbanduhren. Vier soll Andreas L. entwendet haben, er beharrte vor Gericht darauf, dass es drei waren. Gesamtwert: Rund 35.000 Euro.
Von der wertvollsten, einer Rolex im Wert von 59.000 Euro, wisse er nichts. Die Uhren habe er zum Teilabbau seiner Schulden eingetauscht, die im Frühsommer 2024 nach seinen Angaben über 100.000 Euro ausmachten.
Wenige Tage bevor er nun Josef F. überfiel, rastete der Mann auf einer Tankstelle in Wien aus und zielte laut Anklage mit einer Schreckschusspistole auf den Tankwart. Mit dem geplanten Raub der Uhren von F. habe er seine Schulden endgültig tilgen und neu anfangen wollen, betonte L. auf der Anklagebank.
Gemeinsamer Kaffee vor der Tat
Am Tag der Tat trank er mit Josef F. noch einen Kaffee in dessen Wohnküche und unterzeichnete die Kaufurkunden. Anstatt des Geldes habe er die Schreckschusspistole gezückt und die Uhren von F. eingefordert. Der antwortete nach eigener Aussage: „So geht‘s auch nicht“ und nahm sein Handy, um die Polizei zu rufen.
L. entriss es ihm, steckte es ein und holte laut Anklage ein Klappmesser mit etwa 8 cm langer Klinge hervor. Als F. schließlich mit zwei Stichverletzungen – eine unter der linken Brustwarze, eine in der linken Flanke – blutend am Boden lag, habe L. die Uhren eingesteckt und sei geflüchtet.
F. konnte sich zur Nachbarin retten, die Hilfe holte; es folgte eine Not-OP in St. Pölten. Wenige Tage später wurde L. in Linz verhaftet. Dabei verletzte er einen Polizisten. Auch dafür musste er sich verantworten.
Josef F. sagte zum KURIER, dass er noch Schmerzen hätte. Den Angeklagten habe er bis zur Geschworenenverhandlung nicht wiedergesehen. „Entschuldigt hat er sich auch nicht“. Wenige Minuten später sollte sich das im Gerichtssaal ändern.
Andreas L. wurde des versuchten Mordes schuldig gesprochen und fasste 16 Jahre unbedingt aus – das Urteil ist nicht rechtskräftig.
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