17-mal unfallfrei um die Erde

17-mal unfallfrei um die Erde
ÖAMTC-Chef in NÖ biegt in Pension ab. Der KURIER begleitete ihn auf der letzten Dienstfahrt – als Pannenhelfer in St. Pölten.
17-mal unfallfrei um die Erde

Rücksichtslosigkeit macht mich ganz narrisch. Ich hab das selbst erlebt, dass Leute in die Rettungsgasse rein fahren – nur wegen ein paar Metern Gewinn und dann alles verstopfen oder bei Schneefahrbahn auf Teufel komm raus überholen. Das ist purer Schwachsinn.“ Karl Hinterwallner weiß, wovon er redet. Als ÖAMTC-Regionalleiter für NÖ hat er fast 700.000 Dienstkilometer unfallfrei abgespult, zahlreiche Verkehrssicherheitsaktionen unterstützt und vielfaches menschliches Elend nach Unfällen erlebt.

Jetzt ist Schluss mit Umtriebigkeit. Nach 32 Jahren beim Autofahrerclub nimmt der gelernte Kfz-Mechanikermeister zum 61. Geburtstag die Abfahrt Böheimkirchen in die Pension. Zum Abschied kehrte er mit dem KURIER an seine Wurzeln zurück. Als Pannenfahrer wie anno dazumal, als Hinterwallner im Mini saß.

„Na so was – das ist aber eine Überraschung!“ Hanna Partaj aus St. Pölten staunt, wer da als „Gelber Engel“ anrauscht, um ihren saftlosen Citroen flott zu machen. Lederjacke mit Clubenblem, Krawatte und Schirmkappe. „Das Problem hamma schnell gelöst, gnädige Frau“, verkündet Hinterwallner. „Starthilfe kann ich noch perfekt, aber die heutige Elektronik ist nicht meins.“ Ein junger Techniker muss nicht eingreifen. Der Chef bringt den Wagen zum Schnurren, lässt kurz den Schmäh laufen, salutiert ab und wünscht gute Fahrt.

„Freundlichkeit“ sagt Hinterwallner, „ist das Wichtigste. Es gibt nix Schlimmeres wie ein muffiges Personal“. Er selbst sei „ein Kommunikationsmensch, mir ist der persönliche Kontakt wichtiger als eMails und SMS.“

Wanderprediger

Worauf er stolz ist: „Ich habe mit dem Landeshauptmann und den Behörden mit Sicherheitsaktionen viel erreicht.“ Hinterwallner als Wanderprediger von Kindersitzen, Sicherheitsgurten und Feuerlöschern im Auto. Mit dem KURIER setzte er Pannenstreifen durch, als die Westautobahn verbreitert wurde.

Prägendste Erlebnisse: „Beim Busunglück mit sechs Toten vor zehn Jahren in Pöchlarn hab ich eine deutsche Familie betreut, deren Tochter starb – die Mona. Mit denen hab ich bis heute Kontakt. Und beim Papstbesuch war ich im Pannenteam, da hat mir Johannes Paul II. einen Rosenkranz geschenkt. Der begleitet mich ständig.“

Was jetzt? Hinterwallner wird sich in Böheimkirchen als Rotkreuz-Einsatzfahrer, „Viertelmesner“ (mit drei Kollegen) und Oldtimer-Mechaniker „neu orientieren“.

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