Sanktionen noch keine Gefahr

Die Erzanlieferungsstelle der voestalpine in Linz: Einen Großteil dieses Materials, das die Basis für die Stahlherstellung bildet, bezieht das Unternehmen aus der krisengebeutelten Ukraine.
Oö. Firmen mit Ukraine-Standort belastet, mit Russen verläuft das Geschäft aber normal.

Die politischen Umwälzungen in der Ukraine lassen heimische Betriebe nicht unberührt. Mehr als 30 oberösterreichische Unternehmen, darunter die Greiner Holding, Engel, voestalpine, Backaldrin, Fischer Ski oder Fronius sind mit eigenen Standorten vertreten. "Wir haben eine Niederlassung unweit des Maidanplatz in Kiew. Als sich die Lage zugespitzt hat, haben wir unsere Leute sofort nach Hause geschickt", sagt Gerd Liebig, Sprecher des Spritzgussmaschinenherstellers Engel mit Sitz in Schwertberg. Mittlerweile könnten die Mitarbeiter aber schon wieder arbeiten. Der Schaum- und Kunststoffkonzern Greiner Holding AG aus Kremsmünster hat in der Ukraine zwei Tochterunternehmen. "Im Schaumstoffbereich bewegen wir uns aufgrund der politischen Lage auf etwas reduziertem Niveau. Im Verpackungsbereich gibt es keine Auswirkungen", erklärt Kommunikationschef Wilfried Stock.

Währungsschwankung

Insgesamt ist die heimische Wirtschaft der fünftgrößte Investor in der Ukraine. Der Export in das osteuropäische Land hatte in den ersten drei Quartalen 2013 noch einen kräftigen Anstieg von 8,6 Prozent auf 510 Millionen Euro gemacht. Nichtsdestotrotz: "Die Risiken im Ukraine-Geschäft hinsichtlich der Zahlungsausfälle sind derzeit relativ hoch", erläutert Hermann Ortner, Wirtschaftsdelegierter in Kiew. Der massive Kursverfall der Landeswährung Hryvnia steigere die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen sein Geld nicht oder erst später bekommt, noch weiter.

Auch beim Kornspitz-Konzern Backaldrin aus Asten sorgen die Währungsschwankungen für Probleme. "Bis auf diese verläuft das Geschäft aber stabil. Trotzdem merken wir bei den Kunden einen vorsichtigen Stopp bei Neuinvestitionen", sagt Wolfgang Mayer von Backaldrin. Eine sehr enge Verzahnung mit dem ehemaligen Ostblockland hat die Linzer voestalpine. Diese bezieht nämlich einen Gutteil des Eisenerzes, dem Ausgangsmaterial für die Stahlerzeugung, von der Ukraine. Bisher hätte es aufgrund der Krise jedoch keine Einschränkungen gegeben. "Man muss schauen wie es weitergeht. Außerdem haben wir Alternativen", sagt voestalpine-Sprecher Peter Felsbach.

Russland-Sanktionen

Doch nicht nur mit der Ukraine sind die Geschäfte Belastungen ausgesetzt, sondern auch mit Russland. Denn im Streit um die Krim droht die EU Russland mit wirtschaftlichen Sanktionen bis hin zu Kontensperrungen, die auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu Österreich beeinträchtigen könnten. Laut Wirtschaftskammer (WK) gehen Sanktionen bei Visaerteilungen und Kontensperrungen in Ordnung. "Aber Sanktionen, die den ungehinderten Handel und Schutz von Investitionen beschränken, beurteilen wir vorsichtig", erläutert Walter Koren, Leiter der WK-Außenwirtschaft. Nicht zuletzt deswegen, weil es zu Retourkutschen kommen könnte.

Von den rund 500 heimischen Firmen, die nach Russland exportieren, stammen mehr als 80 aus Oberösterreich. Erst Anfang dieses Jahres ergatterte beispielsweise die voestalpine einen Auftrag für das internationale Gaspipeline-Projekt "South Stream". Der Linzer Stahlkonzern soll bis zum Spätsommer 2014 Grobbleche im Gesamtwert von rund einer Milliarde Euro liefern. Laut Felsbach gäbe es aber noch keinerlei Auswirkungen der Sanktionsdrohungen auf das Russlandgeschäft. Auch Backaldrin merkt von dem Säbelrasseln der EU vorerst noch gar nichts. "Im Gegenteil, wir haben in Russland nach wie vor Zuwächse", sagt Mayer.

Bis zum dritten Quartal 2013 haben österreichische Unternehmen insgesamt 8,6 Mrd. Euro in Russland investiert.

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