Krebsbehandlung: Ruf nach Bedarfserhebung

Krebsbehandlung: Ruf nach Bedarfserhebung
Die Wartezeiten bei der Strahlentherapie in der Ostregion sind zu lang. Jetzt soll eine österreichweite Studie kommen.

Vor einigen Wochen schlugen Mediziner Alarm. Die Zahl der Krebspatienten in Österreich werde spürbar steigen. In der Folge entbrannte eine Diskussion über die Anzahl der Geräte für Strahlentherapiebehandlungen. 43 sind es aktuell in Österreich. Laut dem Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) sollten es zumindest 60 sein. Teils wochenlange Wartezeiten für die Patienten seien die Folge, warnten Spezialisten. Zu allem Überfluss drohe auch ein Engpass an ärztlichem Fachpersonal. „Das ist nicht akzeptabel, es besteht Handlungsbedarf“, ließ Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) in Richtung der Bundesländer verlauten. Sie müssten ihre Strukturen entsprechend adaptieren. Der daraus entstandene Zwist zwischen Bund und Ländern setzt sich jetzt fort. Aus Niederösterreich kommt der Ruf nach einer österreichweiten Bedarfserhebung.

Krebsbehandlung: Ruf nach Bedarfserhebung
"Wir erfüllen mit sechs Strahlentherapiegeräten den Bedarf gemäß dem ÖSG", sagt der zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka (ÖVP). "Der ÖSG gilt bis 2015 und wir erfüllen ihn zu 100 Prozent." Drei der Großgeräte stehen in Wiener Neustadt und zwei in Krems, wo im Herbst das dritte in Betrieb gehen soll. 2013 wurden insgesamt 2200 Patienten in NÖ behandelt. Mit dem Krebstherapie-Zentrum MedAustron, das Ende 2015 seine Arbeit aufnehmen soll, werde die Versorgung über das Geforderte hinaus weiter ausgebaut.

Dennoch habe eine Untersuchung in der Ostregion ergeben, "dass es bei der strahlentherapeutischen Versorgung zum Teil zu relativ langen durschnittlichen Wartezeiten kommt". In Wiener Häusern sei die Wartezeit höher als in Niederösterreich. "Die Bedarfsangaben des ÖSG decken sich einfach nicht mit der Realität. Das ist für uns unbefriedigend", sagt Sobotka. "Um die bedarfsgerechte Versorgung sicherstellen zu können, brauchen wir gesicherte Daten. Und das haben wir nicht."

Daher würden die Vertreter der Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland, sowie deren Patientenanwälte in der Bundesgesundheitskommission - sie tagt am 30. Juni - den Antrag auf eine österreichweite Bedarfsstudie zur Strahlentherapie stellen.

Krebsbehandlung: Ruf nach Bedarfserhebung

Patientenanwalt Gerald Bachinger.

"Die Initiative ist von uns ausgegangen und wird jetzt von der Politik unterstützt", freut sich der nö. Patientenanwalt Gerald Bachinger, Sprecher aller Patientenanwälte. Die erhobenen Daten zu den Wartezeiten seien zwar mit Vorsicht zu genießen, "weil sie nicht wissenschaftlich fundiert ist, aber man muss die Kritik sehr ernst nehmen und endlich eine fundierte österreichweite Studie in Auftrag geben". Bachinger will eine Ist-Stand-Erhebung zu Anzahl und Art der Großgeräte und wie viele Patienten damit therapiert werden können. "Daraus erkennen wir, ob die Geräte optimal ausgelastet sind." Auch Diagnostik und Therapieformen müssten hinterfragt werden: "Auch da sind möglicherweise Leerläufe drinnen", vermutet Bachinger. Daraus müsse sich ein Soll-Stand ergeben, "der auch den Bedarf an medizinischem Fachpersonal beinhaltet".

Kosten

Bachinger will außerdem eine systematische Bewertung der Krebstherapie im Hinblick auf Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten. "Dort, wo investiert wird, müssen größtmöglicher Nutzen und Sicherheit für die Patienten erzielt werden", erklärt Bachinger. Solche so genannten HTA-Berichte (Health Technology Assessment) seien in Nordeuropa oder Großbritannien längst Usus. "In Österreich ist das ein ganz neuer aber sehr notwendiger Schritt."

Sobotka und Bachinger ist wichtig, "dass hier keine Patienten verunsichert werden. Sie sollen vielmehr zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, kosteneffizient und mit höchster Qualität versorgt werden".

Internationale Parameter

Bleibt die Frage: Warum wurden derartige Erhebungen nicht gemacht, bevor eine fixe Anzahl von Strahlentherapie-Geräten festgelegt wurde? Man habe sich bei der Erstellung des Strukturplans an internationalen Parametern orientiert, sagt Christoph Ertl, Sprecher des Gesundheitsministeriums. „Eine umfassende Bedarfsstudie begrüßen wir aber.“

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