Krebsbehandlung: Ruf nach Bedarfserhebung

Vor einigen Wochen schlugen Mediziner Alarm. Die Zahl der Krebspatienten in Österreich werde spürbar steigen. In der Folge entbrannte eine Diskussion über die Anzahl der Geräte für Strahlentherapiebehandlungen. 43 sind es aktuell in Österreich. Laut dem Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) sollten es zumindest 60 sein. Teils wochenlange Wartezeiten für die Patienten seien die Folge, warnten Spezialisten. Zu allem Überfluss drohe auch ein Engpass an ärztlichem Fachpersonal. „Das ist nicht akzeptabel, es besteht Handlungsbedarf“, ließ Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) in Richtung der Bundesländer verlauten. Sie müssten ihre Strukturen entsprechend adaptieren. Der daraus entstandene Zwist zwischen Bund und Ländern setzt sich jetzt fort. Aus Niederösterreich kommt der Ruf nach einer österreichweiten Bedarfserhebung.

Dennoch habe eine Untersuchung in der Ostregion ergeben, "dass es bei der strahlentherapeutischen Versorgung zum Teil zu relativ langen durschnittlichen Wartezeiten kommt". In Wiener Häusern sei die Wartezeit höher als in Niederösterreich. "Die Bedarfsangaben des ÖSG decken sich einfach nicht mit der Realität. Das ist für uns unbefriedigend", sagt Sobotka. "Um die bedarfsgerechte Versorgung sicherstellen zu können, brauchen wir gesicherte Daten. Und das haben wir nicht."
Daher würden die Vertreter der Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland, sowie deren Patientenanwälte in der Bundesgesundheitskommission - sie tagt am 30. Juni - den Antrag auf eine österreichweite Bedarfsstudie zur Strahlentherapie stellen.

Patientenanwalt Gerald Bachinger.
Kosten
Bachinger will außerdem eine systematische Bewertung der Krebstherapie im Hinblick auf Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten. "Dort, wo investiert wird, müssen größtmöglicher Nutzen und Sicherheit für die Patienten erzielt werden", erklärt Bachinger. Solche so genannten HTA-Berichte (Health Technology Assessment) seien in Nordeuropa oder Großbritannien längst Usus. "In Österreich ist das ein ganz neuer aber sehr notwendiger Schritt."
Sobotka und Bachinger ist wichtig, "dass hier keine Patienten verunsichert werden. Sie sollen vielmehr zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, kosteneffizient und mit höchster Qualität versorgt werden".
Internationale Parameter
Bleibt die Frage: Warum wurden derartige Erhebungen nicht gemacht, bevor eine fixe Anzahl von Strahlentherapie-Geräten festgelegt wurde? Man habe sich bei der Erstellung des Strukturplans an internationalen Parametern orientiert, sagt Christoph Ertl, Sprecher des Gesundheitsministeriums. „Eine umfassende Bedarfsstudie begrüßen wir aber.“
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