Kein Fahrer, doch die Skepsis fährt mit
Sie sind unter uns, denn im Großraum Graz hat die Zukunft bereits begonnen. Auf 20 Kilometern werden dort auf der A2 fahrerlose Autos getestet. Die Asfinag hat die Straße zum Labor gemacht. HD-Kameras, Radaranlagen und Sensoren beobachten das Verhalten selbstfahrender Autos. „2030 werden autonome Pkws und Lkws zum Straßenbild gehören. Gleichzeitig werden dann aber noch viele Fahrzeuge von Menschen gelenkt. Wir untersuchen diesen Mischverkehr. Es ist wichtig zu wissen, wie selbstfahrende Autos und Lenker in bestimmten Situationen reagieren“, sagt Asfinag-Geschäftsführer Bernd Datler.
Dass dieser Mischverkehr tödliche Folgen haben kann, zeigte der dramatische Fall im US-Bundesstaat Arizona Anfang der Woche. In Tempe wurde eine Frau, die ihre Rad geschoben hat, von einem autonomen Pkw erfasst und starb an den Verletzungen. Ob der Unfall mit einem Mensch am Steuer verhindert werden hätte können, wird seither heiß diskutiert. Mehrere Bundesstaaten der USA haben autonome Fahrzeuge bereits freigegeben. In Österreich ist die A2 die einzige Teststrecke.
Niemals fehlerfrei
Eigentlich werden autonome Technologien von Experten weltweit als Zugewinn für Sicherheit dargestellt, doch frei von Fehlern werden sie niemals sein, wie Martin Russ von der Bundesgesellschaft für technologiepolitische Maßnahmen erklärt: „Keine Technologie ist komplett failsafe. Bei der Transport Research Arena im April werden in Wien 3000 Experten aus aller Welt zusammen kommen und zukunftsorientierte Szenarien diskutieren.“
Bei dieser Messe will sich Österreich als Vorzeige-Land präsentieren – und das obwohl die Nation eigentlich gespalten ist. Einerseits investiert das Verkehrsministerium mit einem Dreijahresbudget von 20 Millionen Euro in die Entwicklung und Forschung rund um selbfahrende Autos, andererseits sind die Österreicher skeptisch. Andreas Dorda von der zuständigen Abteilung vom Verkehrsministerium: „Österreicher gehören im europäischen Vergleich auf jeden Fall zu den Zurückhaltenderen. Deshalb ist es uns auch extrem wichtig, das Thema sensibel anzugehen. Die Akzeptanz der Bevölkerung ist für uns zentral.“
Wo sich Autofahrer noch entscheiden können, ob sie den Computer fahren lassen oder doch lieber selbst lenken, haben Wiener Öffi-Benutzer in knapp vier Jahren auf einer U-Bahn-Line keine freie Wahl mehr. Ab 2023 wird die U5 vollautomatisch ohne Fahrer im Untergrund unterwegs sein. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Automatik bei der U-Bahn gut funktioniert“, heißt es beispielsweise bei der KURIER-Umfrage zum Thema .
Science Fiction bei ÖBB
Folgende Pläne stammen nicht aus der Feder eines Science Fiction-Autors, sondern aus den Köpfen der ÖBB-Entwickler: In Zukunft könnten vollautomatisierte Klein-Züge mit sechs bis neun Plätzen bei Bedarf auf Nebenstrecken angefordert werden, sodass sie zum gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Die Klein-Züge sollen sich individuell an den Schienenverkehr anpassen und an Knotenpunkten – also größeren Bahnhöfen – zu längeren Einheiten verbunden werden. Wann diese Technologie kommen wird, steht noch nicht fest.
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