Kampusch: Politiker bezweifelt Einzeltäter

Kampusch: Politiker bezweifelt Einzeltäter
Werner Amon, Chef eines U-Ausschusses im Parlament zum Fall Kampusch, glaubt nicht an Einzeltäter und Selbstmord des Entführers.

Seit Natascha Kampusch am 23. August 2006 nach 3096 Tagen aus ihrer Gefangenschaft geflohen war und sich ihr Entführer Wolfgang Priklopil vor einen Zug geworfen hatte, wollen die Zweifel nicht verstummen. Wie der KURIER ausführlich berichtete, wird bezweifelt, dass nur EIN Kidnapper beteiligt gewesen ist und Priklopil Selbstmord begangen hat.

Untersuchungen eines parlamentarischen Geheimausschusses lassen diese Zweifel nun erneut aufkeimen. Der Ausschussvorsitzende Werner Amon (ÖVP) erklärte in einem Gespräch mit Spiegel online: "Aus meiner Sicht ist eine Einzeltätertheorie nur schwer aufrechtzuerhalten." Ende März sollen die Ergebnisse der Untersuchungen veröffentlicht werden. Sie bestärken angeblich den Verdacht, Priklopil habe nicht allein gehandelt. Es könnte jemand bei seinem Selbstmord geholfen oder ihn gar ermordet haben, dieser Zweite könnte an der Entführung beteiligt gewesen sein.

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Unversehrter Körper, abgetrennter Kopf

"Zum ersten Mal liegen uns sämtliche Kampusch-Akten sowie alle Bild- und Tondokumente vor", sagte Amon zu Spiegel online. Fotos des Priklopil-Leichnams zeigen demnach einen nahezu unversehrten Körper mit abgetrenntem Kopf. Experten zufolge hätte die Leiche jedoch zerfetzt sein müssen, wenn der Entführer von einem Zug erfasst worden wäre. Der Bahnangestellte, der den Körper fand, soll nie befragt und nie eine umfassende Obduktion durchgeführt worden sein. Auch Priklopils Abschiedsbrief könnte nicht von ihm stammen. Das einzige handschriftliche Wort, die Anrede "Mama", könnte von seinem besten Freund Ernst H. geschrieben worden sein.

Die Wahrheit

Werner Amon ist eigenen Angaben nach kein Anhänger von Verschwörungstheorien, doch es gibt seiner Ansicht nach ein Dossier über unterlassene Ermittlungsschritte: "Die volle Wahrheit muss ans Licht."

Die erneuten Spekulationen um den Selbstmord von Priklopil wurden schon vor rund drei Wochen vom Schweizer Nachrichtenportal "20 Minuten Online" aufgegriffen. Es hieß, die Art und Weise, wie die Leiche des Entführers auf den Schienen gelegen war, soll "inszeniert" gewesen sein. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, Thomas Vecsey, sagte dazu: "Der Fall wurde bis ins letzte Detail ausermittelt, auch diese Darstellung ist bekannt, hat sich aber nicht erhärtet." Die Version von der Ermordung Priklopils hatte der ehemalige Leiter der Sonderkommission, Franz Kröll, aufgebracht.

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