Good Old Hollywood Is Dying: Legendäre Villen von Flammen bedroht
Die einstige Traumfabrik ist schon lange nicht mehr das, was sie einmal war. Hollywood ist ein ziemlich heruntergekommener Vorort der Millionenmetropole Los Angeles; die Filmstudios sind längst in andere Stadtteile übersiedelt, und die Stars haben sich in Nobelvierteln wie Beverly Hills, Bel Air, Malibu, Santa Monica und Pacific Palisades niedergelassen. Genau dort, wo seit Mitte der Woche ein bisher nie da gewesenes Inferno wütet, das die Villen der „Reichen und Schönen“ ganz besonders betrifft.
Zu den in Pacific Palisades lebenden, um ihr Hab und Gut bangenden Künstlern zählen Tom Hanks, Jamie Lee Curtis, Reese Witherspoon, Jennifer Aniston, Bradley Cooper, Adam Sandler und Ben Affleck.
Flucht nach Los Angeles
Geschichte schrieb der derzeit meistgefährdete Stadtteil schon, als sich hier Künstler niederließen, die auf der Flucht vor Hitler waren. Allen voran Thomas Mann, dessen Anwesen vom Feuer ebenfalls bedroht ist.
Da die Werke des Literaturnobelpreisträgers auch im Krieg internationale Bestseller waren, konnte er sich das 6.000 Quadratmeter große Grundstück am San Remo Drive leisten. Darauf ließ er 1941/42 ein Haus im Stil der kalifornischen Moderne bauen, in dem er mit Ehefrau Katia und Tochter Erika wohnte. Hier entstand sein Roman „Doktor Faustus“.
In Pacific Palisades lebten damals auch Arnold Schönberg, Franz Werfel, Alma Mahler und der Philosoph Theodor W. Adorno, die bei den Manns oft zu Gast waren. Wie auch ihr Nachbar Lion Feuchtwanger.
Sowohl das Thomas-Mann-Haus als auch die Villa Aurora seines Schriftstellerkollegen Feuchtwanger sind (Stand: Samstag) von der Feuersbrunst bisher verschont geblieben.
Laut deutscher Bundesregierung, der beide Anwesen gehören, liegen die Objekte jedoch nach wie vor in der höchsten Gefahrenzone. „Für das gesamte Stadtgebiet gilt: Solange die Brände andauern, muss vom Schlimmsten ausgegangen werden.“ Was die Villa Aurora betrifft, sind die langfristigen Auswirkungen der Katastrophe auf die Infrastruktur noch nicht absehbar. „Eine Begehung des Geländes ist derzeit nicht möglich.“ Villa Aurora und Thomas-Mann-Haus sind Kulturdenkmäler des deutschen Exils in Kalifornien.
Die Villen der Stars
Auch wenn Hollywood heute nicht mehr Good Old Hollywood ist, ist der Name der Traumfabrik als Markenzeichen geblieben. Die Stars sind nach wie vor, auch wenn sie in Beverly Hills, Malibu oder Pacific Palisades leben, Hollywoodstars. Und die größte Touristenattraktion bleiben neben 3.000 Sternen am „Walk of Fame“ die „Hollywood Celebrity Home Tours“, mit denen man per Bus zu den Villen der Superstars gelangt. Vorrangige Ziele sind die Anwesen Frank Sinatras, Marilyn Monroes, Madonnas, Michael Jacksons und Elvis Presleys.
„Frankieboys“ Traumhaus befindet sich im Los Angeles County an der südkalifornischen Pazifikküste und bietet einen atemberaubenden Blick in das San Fernando Valley. Die 758- m2-Villa hat sieben Schlaf- und neun Badezimmer, einen Pool für den Hausherrn und einen für seine Gäste, mit denen „Ol’ Blue Eyes“ in den 1950er- und 60er-Jahren legendäre Partys feierte. Der 14 Hektar große Grund wurde zuletzt 2021 um 21,5 Millionen Dollar zum Verkauf angeboten. Auch das Los Angeles County ist durch die Großbrände gefährdet.
Wo einst Humphrey Bogart, Cary Grant und Rock Hudson residierten, versinkt heute alles in Staub und Asche. Betroffen ist auch der Stadtteil Brentwood, in dem Marilyn Monroe zuletzt lebte.
Die Monroe hatte das von einer hohen Mauer umgebene Anwesen 1961 nach der Scheidung von ihrem dritten Mann Arthur Miller um 75.000 Dollar gekauft. Es war der Filmikone nur ein Jahr lang vergönnt, das 242 Quadratmeter große, im spanischen Stil errichtete, einstöckige Haus zu bewohnen. Die 36-jährige Schauspielerin wurde in der Nacht zum 5. August 1962 von ihrem Psychiater Ralph R. Greenson tot im Schlafzimmer aufgefunden. Gestorben vermutlich in Folge einer Medikamenten-Überdosis.
Kein Abriss der Monroe-Villa
Das Grundstück des US-Sexsymbols wechselte zuletzt im Juli 2023 um acht Millionen Dollar den Besitzer. Der neue Hausherr beantragte eine Abrissgenehmigung für das Haus, das aber im letzten Moment von der Stadtverwaltung zum historischen Kulturdenkmal erklärt wurde, womit die Demolierung verhindert werden konnte. Jetzt ist die Monroe-Villa auf ganz andere Weise in Gefahr.
Unter den 12.000 bisher zerstörten Häusern befinden sich auch die von Anthony Hopkins, Mel Gibson, Paris Hilton, Billy Crystal und Thea Gottschalk, der Ex-Frau von Thomas Gottschalk. Der hat durch ein anderes Großfeuer sein Anwesen in Malibu bereits im Jahr 2018 verloren und dessen traurige Überreste nach der damaligen Katastrophe verkauft.
Es ist zu befürchten, dass Good Old Hollywood weiter sterben wird, denn die Unwetterkatastrophen werden laut Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom permanent wiederkehrende Phänomene sein. Und kein Ausnahmezustand.
Wer soll sich unter solchen Umständen hier noch eine millionenteure Immobilie kaufen?
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