Derzeit steht der Polizist, der den Afroamerikaner George Floyd getötet hat, in Minneapolis vor Gericht. Natürlich kann man diesen Kriminalfall nicht mit der Diskriminierung amerikanischer Superstars vergleichen, aber er zeigt einmal mehr auf, dass der Rassismus in den USA nichts an Brisanz verloren hat.
Sammy Davis Jr. gehörte damals dem sogenannten „Rat Pack“ an, das gemeinsam in den großen Musikhallen Amerikas auftrat. Mitglieder des „Rat Pack“ waren auch Frank Sinatra, Dean Martin und Peter Lawford, die natürlich in „White only“-Hotels wohnen durften. Für Schwarze gab es in jenen Tagen, selbst wenn sie Stars waren, eigene „Nigger“-Unterkünfte und -Restaurants. Freilich weigerten sich Frank Sinatra & Co oft, in Quartieren zu nächtigen, in denen ihr Freund Sammy unerwünscht war.
Afroamerikaner durften die Spielhöllen von Las Vegas betreten, aber spielen durften sie dort nicht, erzählt Nancy Sinatra in einer Biografie ihres Vaters: „Wenn Sammy Davis mit uns ins Casino ging, musste er hinter einem weißen Freund stehen. Wollte er auf ein Feld setzen, steckte er dem Freund Geld zu, damit der es für ihn auf den Tisch legte.“
Im Jahr 1960 gab es eine große Wahlbewegung „Kennedy for President“, in deren Rahmen das „Rat Pack“ immer wieder auftrat. Als John F. Kennedy seine prominenten Unterstützer dann nach der gewonnenen Wahl zur feierlichen Gala ins Weiße Haus bat, kamen Frank Sinatra, Dean Martin und Peter Lawford. Nicht jedoch Sammy Davis. Er war nicht erwünscht. Der Grund: Hautfarbe schwarz.
Dabei hätte Kennedy, der sich für die Integration der Afroamerikaner einsetzte, seinen Wahlhelfer Sammy Davis gerne bei der Gala zu seiner Amtseinführung dabeigehabt – aber ein solches Vorgehen war damals undenkbar, erinnerte sich Sammy Davis: „Peter Lawford rief mich an. ,Sam, ich weiß, du verstehst das. Dem Präsidenten sitzen diese konservativen Südstaatler im Nacken, und er meint, es könnte Stunk geben, wenn du dabei bist.’“
Sammy Davis blieb der Feier fern, aber die Kränkung hat er nie überwunden.
Während Kennedys Präsidentschaft besserte sich die Situation. So durfte Miriam Makeba als große Sensation auf JFKs berühmter Geburtstagsparty im New Yorker Madison Square Garden 1962 auftreten. Die große Sängerin hatte ihr Leben dem Kampf gegen die Apartheid-Politik in ihrer Heimat Südafrika gewidmet.
Auch Ray Charles hat die Diskriminierung noch miterlebt. Als der im Alter von sechs Jahren erblindete „King of Soul“ in den 1960er-Jahren mit dem Hit „Georgia on My Mind“ in seinem Heimatstaat Georgia auftreten wollte, wurde er von rassistischen Banden daran gehindert. Allerdings erlebte er im Jahr 1979 die Genugtuung, dass eben dieses Lied zur Nationalhymne von Georgia erklärt wurde.
Noch vor Kennedy schickte Amerika seine Jazz-Legende Louis Armstrong auf Goodwilltour, um in der „Blütezeit“ des Kalten Kriegs weltweit für die USA Stimmung zu machen. „Satchmo“, der wie die meisten Afroamerikaner in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen war und seine ersten Auftritte im Rotlichtmilieu von New Orleans absolvieren musste, stellte sich zur Verfügung. Als aber 1957 seine Forderung nach einem Ende der Rassentrennung in Bussen, Hotels, Theatern und Schulen auf taube Ohren stieß, weigerte er sich, weiterhin als musikalischer Werbeträger für die USA tätig zu sein.
Als UNICEF-Botschafter des guten Willens reist Harry Belafonte um die Welt. In Österreich freilich widerfuhr ihm Schlimmes: Nach einem Konzert in Linz wurde dem Weltstar 1981 mit der Begründung „Kein Eintritt für Schwarze“ das Betreten eines Tanzlokals verwehrt.
Alle hier genannten Personen sind oder waren aufgrund ihrer genialen Begabungen wohlhabend und weltberühmt. Natürlich sind solche Karrieren die großen Ausnahmen und helfen der überwiegenden Mehrheit der mehr als 40 Millionen Afroamerikaner, die von einer faktischen Gleichberechtigung noch immer nur träumen können, wenig.
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