1.420 Fernsehapparate
Keiner der Teilnehmer hat die Frage mit „Ja“ beantwortet. Wen wundert’s, das Ganze spielte sich praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab: Beim Start gab’s in Österreich 1.420 TV-Anschlüsse.
Um die Quote zu steigern, wandte Fernsehdirektor Gerhard Freund einen alten Trick aus den USA an: Er holte Stars in das neue Medium. Und wer noch keiner war, der wurde zu einem gemacht!
Schon der erste war ein Volltreffer: Heinz Conrads, bereits aus dem Radio bekannt, sagte ab 9. März 1957 im Fernsehen „Guten Abend am Samstag“, setzte sich „zu den G‘sunden und Kranken“ und war laut Umfragen bald der populärste Österreicher.
Peter Nidetzky ging da noch zur Schule, seine Stunde schlug, als er am 21. Juli 1969 mit Hugo Portisch live die Mondlandung kommentierte.
Ein Fernsehapparat kostete 6.000 Schilling, das war sehr viel Geld, weshalb das „Versuchsprogramm“ mehr im Kaffeehaus als zu Hause konsumiert wurde. Doch der Trick mit den Stars funktionierte. Als Karl Farkas 1958 seine erste „Bilanz“ zog, waren schon 50.000 TV-Geräte registriert.
Kultur-Reporter
Ein Pionier im Kultur-Ressort war Heinz Fischer-Karwin mit der Sendung „Aus Burg und Oper“. Dabei wäre der gelernte Schauspieler lieber interviewt worden als andere zu interviewen, doch beim Vorsprechen im Burgtheater wurde er abgelehnt. So landete er beim Fernsehen. Er wäre auf der Bühne nie so berühmt geworden wie als Interviewer, denn seine Gespräche mit Karajan, Karl Böhm, Christa Ludwig und Curd Jürgens sind Dokumente der Zeitgeschichte.
Zur Legende wurde Marcel Prawy, der ab 1965 rund 240 Mal als „Opernführer“ auftrat. Er selbst hatte lange kein TV-Gerät und sah sich seine Sendungen im Kaffeehaus an, wo er „nicht auf den Bildschirm, sondern auf die Reaktion der Zuseher schaute. Dabei hab ich gelernt, dass ich anfangs viel zu schnell sprach. Da hab ich mich dann eingebremst.“
Hans-Joachim Kulenkampff, der König der Quizmaster, erreichte ab 1964 mit „Einer wird gewinnen“ via Eurovision allein in Österreich drei Millionen Zuschauer. Und jeder von ihnen wartete auf die Sticheleien, mit denen „Kuli“ von „Butler“ Martin verabschiedet wurde. 1979 etwa in einer Übertragung aus Wien:
KULI: Wien ist eine weltoffene Stadt, eine Stadt mit einer toleranten Bevölkerung, Wien hat Flair, Wien hat Charme.
MARTIN: Man kann es auch kürzer ausdrücken. Wien hat alles das, was Ihnen fehlt, Herr Kulenkampff.
Kaum an Publikumsgunst zu überbieten waren die von den Verhaltensforschern Otto Koenig und Hans Hass moderierten Tiersendungen. Koenig hatte von Helmut Zilk – damals freier Mitarbeiter im Schulfernsehen – 1956 den Auftrag erhalten, eine zehn Minuten lange Sendung über Wüstenspringmäuse zu gestalten. Koenig dachte, „dass ich meinen Text aufsagen und dann wieder fertig sein würde“. Die Dreharbeiten dauerten aber nicht zehn Minuten, sondern vier Tage. Daher sagte er nach den Aufnahmen zu Zilk: „Nie wieder Fernsehen!“ Es wurden dann aber mehrere hundert Tiersendungen.
„Straßenfeger“
Als „Tiernärrin“ sah sich Edith Klinger, die als Schauspielerin Edith Prager bekannt war, ehe sie 18 Jahre lang die Sendung „Wer will mich?“ präsentierte, in der sie via Bildschirm Tausende alleingelassene Hunde und Katzen vermittelte. Für ihre „Viecherln“ gab sie sogar ihre Schauspielkarriere auf.
Im Lauf der Zeit kam es zu immer mehr „Straßenfegern“, angeführt von Peter Alexanders TV-Shows, die von bis zu 80 Prozent des Publikums in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfolgt wurden. „Peter der Große“ glänzte in 600 Sendungen als Gastgeber, Sänger und Parodist.
Peter Nidetzky bleibt in erster Linie durch „Aktenzeichen XY... ungelöst“ in Erinnerung. Teddy Podgorski, der die Wien-Redaktion der Sendung ursprünglich geleitet hatte, bat Nidetzky 1972, ihn „ein paar Mal“ zu vertreten. Daraus wurden 31 Jahre.
Und so wurde auch Peter Nidetzky zur Legende.
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