„Es war Winter“, sagte Kardinal König, „die verschneiten Tannen verliehen der Landschaft ein unwirkliches Licht. Ich hatte einen ausgezeichneten Fahrer, doch fuhr er, meiner Meinung nach, etwas schnell. Mehrmals schon hatte ich eine Bemerkung darüber gemacht…“
Der Kardinal erinnerte sich daran, wie er im Fond der Mercedes-Limousine sitzend mit seinem Sekretär
Helmut Krätzl diskutierte, als es zur Katastrophe kam. Königs Chauffeur Martin Stadler, der in einer Kurve einen Radfahrer überholt hatte, war auf der Stelle tot, der Sekretär wurde schwer, der Kardinal lebensgefährlich verletzt. „Mein Gesicht“, gab König zu Protokoll, „war eine einzige Wunde. Ein Kapuziner erteilte mir die Generalabsolution und sprach mir zu, gut zu sterben.“
„Zeitungen hatten bereits meinen Tod gemeldet. Die zu Recht besorgten Ärzte“, schilderte König weiter, „hatten mich, sobald es möglich war, per Hubschrauber von Varašdin nach
Wien transportieren lassen, weil durch meine Verletzungen Blut in die Luftröhre und in die Lunge gedrungen war. Daher auch die große Gefahr einer Lungenembolie. Ich musste zahlreiche Eingriffe über mich ergehen lassen und muss gestehen, dass ich wirklich viel habe erleiden müssen.“
Königs Sekretär und späterer Weihbischof Helmut Krätzl (88) verlor bei dem Zusammenprall das Bewusstsein. „Ich musste zehn Tage in
Varašdin und dann ein halbes Jahr in Wien im Spital liegen und konnte dann lange Zeit nur schwer gehen“, erinnert sich Krätzl heute.
„Für mich war der
Unfall schicksalhaft, weil ich durch die damalige Gehbehinderung nicht mehr als Zeremoniär des Kardinals tätig sein konnte. So schickte man mich zum Studium des Kirchenrechts nach Rom.“ Dass der Unfall ein Attentat gewesen sei, wie damals als Gerücht verbreitet wurde, sei „ein Unsinn“.
Kardinal König dachte in den Tagen in dem Krankenhaus im damaligen Jugoslawien darüber nach, „dass sich mein Leben durch die unerträglichen Schmerzen, die diesem Unfall folgten, verändern würde“.
Und so reifte im Spital in König die Erkenntnis, „dass ich als Erzbischof von Wien geografisch und historisch gesehen eine schwere Verantwortung gegenüber den Ostkirchen zu tragen hatte“.
Als er von seinen schweren Kopf-, Gesichts- und Hüftverletzungen endlich genesen war, suchte Franz König als erster Bischof mit Gläubigen und Nichtgläubigen in den kommunistischen Ländern einen Dialog, der knapp zwanzig Jahre später, mit der Wahl des Polen Karol Wojtyla zum Papst, seinen Höhepunkt fand.
Kommentare