Hugo von Hofmannsthal erkannte sein schriftstellerisches Talent schon als Gymnasiast und schickte mit 17 Jahren unter dem Pseudonym Loris lyrische Texte an den berühmten Kritiker und Schriftsteller Hermann Bahr. Der war so angetan von den Gedichten, dass er Loris kennen lernen wollte. Bahr nahm an, dass hinter dem Pseudonym „ein weiser, alter Mann“ stecken würde und ließ ihn ins Café Griensteidl am Wiener Michaelerplatz kommen. „Plötzlich“, erinnerte sich Bahr später, „kam ein schlanker Gymnasiast mit kurzen Knabenhosen an meinen Tisch, verbeugte sich und stellte sich vor: ,Hofmannsthal. Ich bin Loris.’“
Der Kritiker war sprachlos ob der Jugend des Dichters, dessen Talent schnell die Runde machte, so dass er bald zu den wichtigsten Vertretern der Schriftstellergruppe „Jung-Wien“ zählte, der auch Arthur Schnitzler und Felix Salten angehörten.
Zusammenarbeit
Als Hugo von Hofmannsthal im Jahr 1900 Richard Strauss kennenlernte, entstand eine einzigartige künstlerische Zusammenarbeit. Hofmannsthal wurde der wichtigste Librettist des Komponisten, und er war Autor großer Dramen. Er wurde vier Mal für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen.
Gemeinsam mit Max Reinhardt und Richard Strauss gründete Hofmannsthal die Salzburger Festspiele, die im Sommer 1920 mit einer Aufführung seines „Jedermann“ feierlich eröffnet wurden. Hofmannsthals populärstes, aber auch umstrittenes „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ war nur als Auftakt für die erste Festspielsaison gedacht, doch der enorme Publikumserfolg sorgte dafür, dass es zum Symbol für Salzburg wurde und heute, mehr als 100 Jahre danach, immer noch ein Magnet der Festspiele ist (in der Nazizeit aber verboten war).
Hugo von Hofmannsthal war seit 1901 mit der Bankierstochter Gertrud Schlesinger verheiratet, mit der er ein kleines Barockschloss in Rodaun bewohnte, das einst der Gräfin Karoline Fuchs, einer Hofdame Maria Theresias, gehört hatte. Das Ehepaar Hofmannsthal hatte eine Tochter und zwei Söhne, von denen der jüngere, Raimund, der Familie zur Zugehörigkeit in allerhöchste, sogar königliche Kreise verhalf.
Heirat ins Königshaus
Besagter Sohn Raimund von Hofmannsthal war vor den Nazis nach England geflüchtet, wo er Lady Elizabeth Paget heiratete und dadurch der britischen Oberschicht angehörte. Sein Enkel Rudolphe von Hofmannsthal ehelichte im Jahr 2006 Lady Frances Armstrong-Jones, die Tochter von Lord Antony Armstrong-Jones, der in erster Ehe mit Prinzessin Margaret, der Schwester Queen Elizabeths, verheiratet war. Ein steiler Aufstieg für die Nachkommen eines Handwerkers, der einst zu Fuß von Prag nach Wien gehen musste.
Er wurde nur 55 Jahre alt
Hugo von Hofmannsthal hat diesen Aufstieg seiner Familie in die Höhen der britischen Royals natürlich nicht erlebt. Der Mann, der sich nicht nur im „Jedermann“, sondern auch in anderen Stücken intensiv mit dem Tod auseinandersetzte, wurde nur 55 Jahre alt.
Sein älterer Sohn Franz hatte 1929, mit 26 Jahren, im Familienschlössl in Rodaun Suizid begangen. „Gestern Nachmittag ist ein großes Unglück über unser Haus gekommen“, schrieb Hofmannsthal an einen Freund. „Während eines schweren Gewitters hat unser armer Franz sich durch einen Schuss in die Schläfe das Leben genommen… Wir hatten noch zusammen gegessen – lieb und gemütlich. Es liegt etwas unendlich Trauriges in der Art, wie das arme Kind aus dem Leben gegangen ist.“
Zwei Tage später wollte Hugo von Hofmannsthal mit seiner Frau das Haus verlassen, um seinen Sohn zu begraben. Er brach, während er seinen dunklen Anzug anlegte, zusammen und erlag einem Schlaganfall. Der Dichter wurde auf dem Friedhof in Kalksburg beigesetzt, ganz nahe seinem Sohn, der ihm in den Tod vorausgegangen war.
Tragisches Ende
„Der Tod steht dicht hinter Jedermann, er hält ihm seine weiße, knochige Hand aufs Herz – und nimmt ihn mit sich“, hatte der „Vater des Jedermann“ einst geschrieben. Da konnte er nicht ahnen, auf welch dramatische Weise ihn selbst das Schicksal abberufen würde. Er starb in der Stunde, da sein Sohn begraben wurde. Heute zählt er zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.
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