Aktuell ist das Glücksspiel durch Novomatic in aller Munde, historisch gesehen lockt es die Menschheit seit der klassischen Antike an. So fand man im Gebiet des ehemaligen Mesopotamiens sechsseitige Würfel aus Knochen und Elfenbein, die aus der Zeit um 3000 v. Chr. stammen. Auch im alten Rom setzten sich Glücksspiele, obwohl sie dort verboten waren, in allen Ständen durch. Die ersten Kartenspiele kamen im Mittelalter auf, und Maria Theresia führte die Lotterie in Österreich nach italienischem Vorbild ein, um auf diese Weise den zerrütteten Staatshaushalt zu sanieren.
Die ersten Casinos
Legendär sind die Schicksale russischer Großfürsten, die in einer Nacht am Kartentisch ganze Ländereien verloren, aber ebenso bedrückend ist das Elend der „kleinen Leute“, die an jedem Monatsersten ihren Lohn verspielten. Die Konzession für ein Spielcasino, sagt man, sei nur vergleichbar mit der Erlaubnis, Geld drucken zu dürfen. Der Roulettetisch in seiner heutigen Form wurde im 17. Jahrhundert in Italien entwickelt, in Frankreich und Deutschland hat man Casinos abwechselnd erlaubt und verboten, wodurch Monte Carlo zum Spielerparadies werden konnte. Österreich war viel später dran, hier wurde das erste Casino 1934 im Hotel Panhans am Semmering eröffnet, wenige Wochen danach folgte der Spielbetrieb in Baden bei Wien.
Geld in die Sakkotaschen
In Monte Carlo nahmen sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchschnittlich 200 Personen pro Jahr das Leben, nachdem sie beim Roulette ihr Vermögen auf die falschen Zahlen gesetzt hatten. Die Casinoangestellten mussten den Leichen, die im Park vor den Spielsalons lagen, im Auftrag der Direktion Geldscheine in die Sakkotaschen stecken, damit der gute Ruf des Casinos gewahrt blieb. Man sollte annehmen, die Unglücklichen wären im monegassischen Spielerparadies aus Liebeskummer oder irgendeinem anderen Grund aus dem Leben geschieden.
Wirkliches Glück hatte hingegen der russische Großfürst Galizin, Anfang des 19. Jahrhunderts ein begeisterter Besucher Wiens, der innerhalb von zwei Stunden sein gesamtes Hab und Gut, inklusive aller Schlösser und deren Inventar, am Kartentisch verspielt hatte. Als selbst seine Pferde weg waren, bestand er auf der Feststellung, dass er deren wertvolles silberbeschlagenes Geschirr nicht mit eingesetzt hatte. Sein vom Glück verwöhnter Gegner wollte den bankrott gegangenen Fürsten nicht noch mehr demütigen, und so spielte man eine weitere Runde, diesmal ums Geschirr. Dann passierte das Unglaubliche: Galizin gewann, man spielte weiter und der Fürst hatte, als der Morgen graute, seinen gesamten Besitz zurückgeholt.
Lessing und Schiller
Berühmte Spieler waren Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich Schiller, der dem Kartenspiel so verfallen war, dass er den Satz prägte: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Katharina Schratt verlor an den Roulettetischen von Monte Carlo alljährlich so hohe Summen, dass sie die Heimreise erst antreten konnte, wenn ihr von Kaiser Franz Joseph aus Wien telegrafisch Geld überwiesen worden war. Er musste sie regelrecht auslösen, weil seine Freundin meist nicht einmal mehr in der Lage war, die Bahnkarte zukaufen.
Zwölf Millionen Dollar
Der italienische Filmstar Vittorio De Sica starb schwer verschuldet, denn er hatte seine Millionengagen zeitlebens nur einer Bank anvertraut: der Spielbank. Zwölf Millionen Dollar verzockte sein Kollege Omar Sharif, der gesagt haben soll, er spiele lieber Bridge als eine schlechte Rolle. Dabei nahm er manch schlechte Rolle an, um seine Spielschulden begleichen zu können.
Fürs Baccara-Spiel begeisterte sich Frank Sinatra, der am Sands-Hotel in Las Vegas beteiligt war, in dem er auch als Sänger auftrat. Als der Milliardär Howard Hughes in den 1960er-Jahren das Sands mitsamt seiner Spielhölle kaufte, gab er den Auftrag, Sinatra als Casinospieler nur noch einen Kredit von 3000 Dollar pro Nacht zu gewähren, während sein Limit unter dem früheren Management unbegrenzt war. Sinatra stieg aus dem Vertrag aus und trat statt im Sands im Konkurrenzbetrieb Caesars Palace auf. Die Folge war der tiefe Fall des Sands, das 1996 zusperren musste.
20 Millionen Schilling
Von einem ist noch zu berichten, der am Spieltisch das große Geld gemacht hat: der Playboy Gunther Sachs kassierte in den 1980er-Jahren in den Casinos von Salzburg, Seefeld und Baden mehr als 20 Millionen Schilling (wie viel er zu anderen Zeiten verloren hat, ist nicht überliefert).
Von solchem Glück träumt man eher als vom Unglück der Verlierer, deren Schicksal nirgendwo so brillant beschrieben ist wie in Dostojewskis Roman Der Spieler, in dem der Titelheld vom existenzvernichtenden Fieber spricht, das ihn befiel: "Abends lief mir die Furcht eiskalt über den Rücken und ich begann, an Händen und Füßen zu zittern. Mit Entsetzen kam mir plötzlich zum Bewusstsein, was es jetzt für mich bedeutete, wenn ich verlieren würde. Ich hatte mein ganzes Leben verspielt.“
Alles verpfändet
Dostojewski wusste, wovon er schrieb, war er doch selbst dermaßen vom Spielteufel besessen, dass sogar seine Kleidungsstücke, der Schmuck seiner Frau und die Eheringe verpfändet wurden.
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