Er ist bald seit einem halben Jahrhundert tot, aber wenn seine Ex-Frau einem Wiener Baumeister die Ehre erweist, ist immer noch die Hölle los. „Priscilla Presley begleitet Richard Lugner zum Opernball“, schlagzeilten jede Menge, auch internationale Medien unisono, und am Donnerstag werden sie ihre Bilder um die Welt schicken.
Den tatsächlichen Star zu erwähnen, wurde dabei fast vergessen, nämlich Elvis Presley, den King of Rock ’n’ Roll. Der Mann mit etwas zu viel Pomade im Haar und dem lasziven Hüftschwung gilt mit einer Milliarde verkaufter Tonträger als erfolgreichster Solokünstler aller Zeiten.
Der am 8. Jänner 1935 in Tupelo, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Mississippi, geborene Sohn einer Näherin und eines Baumwollpflückers wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Der einzige Luxus, den die Eltern ihrem Einzelkind gönnten, war eine Gitarre, und die sollte ihm zum Schicksal werden. Denn die Musik, die er sich großteils selbst beibrachte, war seine Bestimmung.
Lastwagenfahrer
Elvis Aaron Presley absolvierte eine High School, fand aber nur einen Job als Lastwagenfahrer und verdiente sich nebenbei ein paar Dollar mit Live-Auftritten bei Schülerpartys. 1953 nahm er auf eigene Kosten seine erste Schallplatte auf, drei Jahre später schuf er mit „Heartbreak Hotel“ den ersten von 100 Hits aus den Genres Rock, Pop, Country, Gospel und Blues, in einer Mischung aus „weißer“ und „schwarzer“ Musik.
„The King“ verkaufte zu seinen Lebzeiten rund 500 Millionen Platten, angeführt von Hits wie „Love Me Tender“, „In the Ghetto“ und „Are You Lonesome Tonight“, nach seinem Tod waren es mindestens noch einmal so viele.
Körperbetont
Dabei haben Musikexperten anfangs gar nicht an ihn geglaubt, stand doch nach den ersten Fernsehauftritten des schüchtern wirkenden 21-Jährigen in der New York Times, dass er „keinerlei Fähigkeit zum Singen“ hätte, und das britische Musikmagazin Melody Maker sah mit Elvis sogar „das Ende der Zivilisation“ gekommen. Doch die Fans liebten seinen Rhythmus, seine körperbetonten Auftritte, sein extravagantes Outfit und machten Elvis zu ihrem Idol. Er war einer der ersten Popstars, bei dem die weiblichen Zuhörer außer Rand und Band gerieten und zuweilen in Ohnmacht fielen. Und er machte nach seinen Auftritten reichlich Gebrauch von der erotischen Hingabe seiner schwärmerischen Anhängerinnen.
Die 1950er-Jahre waren aber auch wie geschaffen für ihn. Der Krieg war vorbei, die Jugend wollte ihre Freiheit genießen, wie Elvis gleichzeitig rebellisch, sinnlich und schwermütig sein. Presley verkörperte den „amerikanischen Traum“ eines Mannes, der es vom Lkw-Fahrer zum Millionär brachte. Und seinen Reichtum durchaus zur Schau stellte, wenn er etwa vor einem Konzert im eng anliegenden, goldenen Lederanzug seinem pinken Cadillac entstieg.
Am Rande ihrer jüngst von Sofia Coppola gedrehten Filmbiografie „Priscilla“ schilderte Elvis’ heute 78-jährige Ex-Frau, wie es zu ihrer Beziehung mit dem „King“ kam: Priscilla Beaulieu war die Stieftochter eines US-Leutnants, der Ende der 1950er-Jahre wie Elvis Presley in Deutschland seinen Militärdienst versah und seine Familie mitgenommen hatte. Im September 1959 lernte Elvis, der damals schon ein internationaler Superstar war, die um zehn Jahre jüngere Priscilla auf einer Party in Bad Nauheim kennen. „Er war sehr freundlich, sehr sanft, sehr liebevoll“, erzählte Priscilla, „aber er respektierte auch, dass ich erst 14 war“ und verzichtete auf eine sexuelle Beziehung. Dennoch traf man sich regelmäßig.
Heirat in Las Vegas
Wieder in den USA, lebte das Paar auf Elvis’ Anwesen Graceland in Memphis/Tennessee, und als Priscilla 1967 großjährig war, heirateten sie in Las Vegas. Ein Jahr später kam Tochter Lisa Marie zur Welt.
Dass die Ehe scheiterte, „lag an seinem Lebensstil, der mir Probleme bereitete. Und doch war er die Liebe meines Lebens“. Die Scheidung erfolgte 1973, aber Priscilla blieb Elvis weiterhin freundschaftlich verbunden. Beide haben nie wieder geheiratet.
Lisa Marie als Alleinerbin
In dieser, für ihn schweren Zeit wurde ersichtlich, dass Elvis stark an Gewicht zulegte und offenbar drogen- und medikamentenabhängig war. Im März 1977 änderte er sein Testament und setzte seine Tochter Lisa Marie als Alleinerbin ein. Und er absolvierte trotz seiner gesundheitlichen Probleme zahlreiche Auftritte.
Bis er am 29. April 1977 nach einem Zusammenbruch eine Tournee unterbrechen musste. Zwei Monate später gab er in Indianapolis sein letztes Konzert, und am 16. August 1977 erlag er 42-jährig in Graceland einem Herzversagen. Seinem Hausarzt wurde die Lizenz als Mediziner entzogen, weil er Elvis Presley Unmengen von Amphetaminen und Narkotika verschrieben hatte.
Priscilla wollte nicht nur „Witwe“ sein, sie schaffte vor allem in der TV-Serie „Dallas“ und mit der Filmkomödie „Die nackte Kanone“ eine eigenständige Schauspielkarriere.
Ein schlimmer Schicksalsschlag ereilte Priscilla, als ihre und Elvis’ Tochter 2023 mit 54 Jahren an einem Darmverschluss starb. Lisa Marie wurde in Graceland neben dem Grab ihres Vaters beigesetzt.
Durch ihren Tod wurden Priscilla und Lisa Maries 34-jährige Tochter Danielle zu Erbinnen des riesigen Elvis-Presley-Vermögens. Seine Songs und Filme erwirtschaften immer noch jedes Jahr rund 40 Millionen US-Dollar.
Elvis wäre heute 89 Jahre alt, hat sich aber aus dem Blickwinkel seiner Fans nicht verändert. Und so weigern sich Millionen Menschen in aller Welt, den „King“ für tot zu erklären. Tatsächlich lebt er nicht nur in seiner Musik weiter, sondern auch in Tausenden „Elvis Tribute Artists“, das sind Doubles und Imitatoren, die die Frisur tragen wie er, die Hüften schwingen wie er und singen wie er.
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