Da das Grundkapital nur 60 Millionen Schilling betrug, war die neue Airline vorerst nicht in der Lage, auch nur ein einziges Flugzeug zu kaufen, weshalb die ersten vier Maschinen in Norwegen geleast wurden. Und auch die meisten Kapitäne waren Norweger, oft ehemalige Kriegspiloten.
Nach dem Jungfernflug nach London kamen die Destinationen Frankfurt, Zürich, Paris, Rom und Warschau dazu. Im ersten Jahr gab es nur wenige Piloten und 17 Stewardessen. „Wir wurden in einem sechswöchigen Kurs zu Flugbegleiterinnen ausgebildet“, erzählt Zeitzeugin Maria Jakl. Kaum war die Ausbildung vorbei, erhielt sie eine schicke Uniform, die Wiens Modezar Fred Adlmüller entworfen hatte, und die Mitteilung, „dass ich schon am nächsten Tag zum ersten Flug der AUA nach London starten würde“.
Nach zwei Jahren konnte die rot-weiß-rote Airline ihre ersten eigenen Maschinen kaufen: sechs Stück, ebenfalls vom Typ Vickers Viscount. 1960 kam es aber auch zur größten Tragödie in der Geschichte der österreichischen Luftfahrt, als die AUA-Maschine „Joseph Haydn“ bei Moskau abstürzte und 30 Menschen ums Leben kamen. 1963 flog die AUA mit der ersten Caravelle ins Jetzeitalter, später setzte man auf Douglas DC9, Fokker, Airbus, Boeing 777, Embraer...
Fliegen war damals purer Luxus. „In den ersten Jahren konnten sich das nur Schauspieler und Diplomaten leisten“, meint Maria Jakl. Kein Wunder, ein Flug nach New York in der Economy Class kostete im Jahr 1969 zwischen 6.000 und 14.000 Schilling. Entsprechend prominent waren die Passagiere, die Maria Jakl als Air-Hostess begleiten durfte. „Einmal hat der Schah von Persien ein ganzes Flugzeug gechartert, um Kaiserin Farah Diba in Innsbruck abholen zu lassen. In der großen Maschine saßen nur fünf Leute.“ Weitere Prominente, die in den ersten Jahren an Bord der Austrian Platz nahmen, waren Romy Schneider, Richard Widmark, Peter Alexander, die Beatles, Sophia Loren, Zarah Leander, Alain Delon, Maria Adorf und Pierre Brice. Seit 1984 betreibt die AUA am Flughafen Schwechat eine eigene VIP-Lounge, die Prominenten sowie First-Class- und Vielfliegern zur Verfügung steht.
In den 1970er-Jahren hat sich das Fliegen total verändert. Gab es bis dahin praktisch keine Sicherheitsmaßnahmen, so mussten solche nach Terror- und Bombenanschlägen eingeführt werden. Für Aufsehen sorgte Innenminister Otto Rösch, als er nach dem OPEC-Überfall im Jahr 1975 dem Terroristen Carlos vor dessen Abflug mit einer AUA-Maschine auf dem Flugfeld in Schwechat die Hand schüttelte. Und am 11. September 2001, dem Tag, der als „Nine Eleven“ Geschichte schrieb, mussten über dem Atlantik vier Austrian-Flugzeuge umkehren, da kurz danach der gesamte Luftraum gesperrt wurde.
Auch sonst ist das Fliegen anders geworden. „Es ist ja fast mühsamer im Flughafen bis zum Flugzeug zu kommen, als dann auf der Langstrecke bis USA oder Asien“, sagte der ehemalige AUA-Vorstandsvorsitzende Kay Kratky in einer ORF-III-Sendung zum 60. Geburtstag der AUA. Sein Nachfolger ist der heutige Airline-Chef Alexis von Hoensbroech.
Maria Jakl, die mit 24 Jahren Flugbegleiterin geworden war, blieb nur vier Jahre bei den Austrian Airlines. „Es gab strenge Regeln, wir durften nicht heiraten, keine Kinder kriegen, keine langen Haare und keinen Schmuck tragen. Als ich meinen heutigen Mann geheiratet habe, musste ich die AUA schweren Herzens verlassen.“
Streng waren die Austrian Airlines auch beim Verbrauch von Mozartkugeln, fand Peter Baumgartner für sein AUA-Buch „Ein Lächeln fliegt um die Welt“ heraus: Da die finanzielle Not Mitte der 1960er-Jahre wieder einmal besonders groß war, wurden die Flugbegleiterinnen in allen Belangen zur Sparsamkeit angehalten – selbst beim Verbrauch von Mozartkugeln, die offensichtlich nicht nur bei Passagieren gut ankamen, weshalb man die Air-Hostessen darauf hinwies, „dass das Maximalgewicht für Mitarbeiterinnen mit 63 Kilogramm festgelegt wurde“.
Die Austrian Airlines waren immer wieder mit Finanzproblemen konfrontiert und gelangten schließlich 2008 in den Besitz der Lufthansa, die damit zur größten Fluggesellschaft Europas wurde. Zuletzt befand sich die AUA auf einem guten Kurs, sogar in der Gewinnzone, im Vorjahr wurden 14,7 Millionen Fluggäste gezählt und damit mehr als je zuvor. Doch dann kam Corona.
„Es wäre schrecklich, wenn es die AUA eines Tages nicht mehr gäbe“, sagt Maria Jakl, die sich auch nach 60 Jahren immer noch mit vollem Herzen ihrer Airline zugehörig fühlt.
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