Gefährlicher Tuning- Trend bei E-Bikes

Gefährlicher Tuning- Trend bei E-Bikes
Österreich entwickelt sich zur E-Bike-Nation. Die Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h ist vielen zu langsam

„ The Fast and the Furious: E- Bike Edition “ – eine solche Fortsetzung der berühmten Filmreihe rund um schnelle, auffrisierte Autos wäre die lo gische Konsequenz einer Entwicklung, wie sie sich gerade in Österreich vollzieht. E-Bike-Tuning liegt nämlich voll im Trend. Jedes fünfte Fahrrad fährt hierzulande schon mit Elektroantrieb, in absoluten Zahlen sind das rund 80.000 E-Drahtesel. Laut dem WKO-Sprecher des Sportartikelhandels, Michael Nendwich, steigt die Nachfrage rasant: „Die Lieferanten sind ausverkauft und der Trend setzt sich fort.“

Kein klares Gesetz

Wie viele getunte E-Bikes in Österreich schon aus dem Verkehrs gezogen wurden, ist laut dem Wiener Polizeispre cher Harald Sörös noch nicht erfasst, denn: „Grundsätzlich ist es so, dass das Thema ,zu schnelle E-Bikes‘ derzeit rechtlich nicht ganz klar behandelt wird, da es sich um ein relativ neues Thema handelt. Gesetzlich festgelegt ist nur, dass ein E-Bike nicht schneller als 25 km/h gehen darf und nicht mehr als 600 W haben darf.“ Die Tuning-Kits setzen diese gedrosselte Leistung außer Kraft und holen mehr als die doppelte Geschwindigkeit aus dem Antrieb heraus. Somit würde das Rad aber als Moped oder gar Motorrad gelten – Helm und Kennzeichen sind dann Pflicht – ein entsprechender Führerschein und Versicherungsschutz na türlich auch.

Spottpreis

Davon lassen sich die österreichischen Radler aber offensichtlich nicht aus der Tu ning-Ruhe bringen. Die Nachfrage nach E-Bike-Tuning ist derzeit so groß, dass ein Fahrrad-Händler aus Niederösterreich den Verkauf wieder einstellte: „Das Telefon hat nicht mehr aufgehört zu läuten. Ich hatte auf meiner Website auch darauf verwiesen, dass es nicht erlaubt ist, sich mit getunten Fahrrädern im Straßenverkehr zu bewegen. Trotzdem war die Nachfrage groß“, sagt Christian Steindl, der seinen Bike-Shop in Marbach an der Donau im Bezirk Melk betreibt.

Warum er das E-Bike-Tu ning nicht mehr anbietet, hat noch einen weiteren Grund: „Leider wollten sich viele nur von mir beraten lassen, gekauft wurden die Tuning-Systeme dann aber billig bei Internet-Anbietern.“ Tatsächlich finden sich bei der Online-Suche dutzende Händler, die ausschließlich vom Verkauf von Tuning-Kits leben. Im Vergleich zu den Preisen von E-Bikes, die ab 2000 Euro aufwärts zu haben sind, ist die Einmal-Zahlung von 139 Euro für das System geradezu spottbillig.

Falscher 50er

Noch dazu ist das Auffrisieren des Radls relativ einfach. Das Internet bietet exakte An leitungen. Ist das System angeschlossen, kann es per Knopfdruck deaktiviert werden und der 50er wird wieder auf 25 km/h gedrosselt. Die Fahrräder sind meist nicht für die höhere Geschwindigkeit gebaut, wie Armin Kaltenegger vom Kuratoriums für Verkehrssicherheit erklärt: „Weder die Fahrradwege noch die Fahrräder selber, also einzelne Bauteile wie die Bremsen, sind für diese Geschwindigkeiten gebaut.“ Das erhöht das Verletzungsrisiko enorm. In einer Erhebung aus dem Vorjahr verletzten sich 3700 Personen bei der Fahrt mit dem E-Bike so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Prallt ein getuntes E-Bike gegen ein Hindernis, ist das für den Fahrer mit einem Sturz aus zehn Metern – also aus dem 3. Stock – vergleichbar. Außerdem ist es laut Kaltenegger für andere Verkehrsteilnehmer schwer, die Geschwindigkeit der E-Biker einzuschätzen und dementsprechend zu reagieren.

Die Fahrt auf einem auffrisierten Bike kann auch teuer werden: Die Polizei legt sich gelegentlich mit der Radarpistole auf die Lauer, um rasante Radler zu blitzen. Die Strafen beginnen bei 30 Euro für mehr als 5 km/h in einer Fußgängerzone.

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