Fischotter in Kärnten flächendeckend aktiv

Die kleinen Räuber sorgen in Kärnten für große Probleme
Experten bezüglich Bejagung uneins, aber Bestand würde sich binnen vier Jahren erneut verdoppeln.

Dass die Politik – vor allem FPÖ und Grüne – die Ergebnisse einer Monitoring-Studie zum Fischotter-Vorkommen in Kärnten unterschiedlich beurteilen würde, lag auf der Hand. Aber auch die Wissenschafter sind sich jetzt uneins, ob die Räuber bejagt werden sollen.

Laut Gutachten des Zoologen Steven Weiss von der Uni Graz ist der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) in den Fließgewässern Kärntens nahezu flächendeckend verbreitet: Der Wildbiologe hat das Bundesland in 99 zehn Mal zehn Kilometer große Raster unterteilt und in 94 davon das gefräßige Raubtier nachgewiesen. Konkret wurden durch Losungsfunde 361 unterschiedliche Individuen ermittelt. Der Bestand des Marders hat sich in den vergangenen 14 Jahren verfünffacht, binnen etwas mehr als dreieinhalb Jahren werde sich die Zahl neuerlich verdoppeln, heißt es.

Fischotter in Kärnten flächendeckend aktiv
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Es sei denn, der Mensch greift ein. Weiss verweist auf den "günstigen Bestand"; ob eine Bejagung sinnvoll wäre, will er nicht beurteilen. Die Fischer schon: "Aus dem Gutachten geht klar hervor, dass der Otter in gewissen Flüssen für den Rückgang des Fischbestandes um bis zu 90 Prozent verantwortlich ist", sagt Mario Deutschmann vom Landesfischereiverband. Und weiter: "Wir erwarten von Landesrat Gernot Darmann ( FPÖ, Anm.) unverzüglich die Jagdfreigabe", fordert Mario Deutschmann den Landesjagdreferenten zum Handeln auf.Eine entsprechende Verordnung liegt bereits in dessen Schublade und soll trotz Protesten der Grünen im Februar von der Landesregierung beschlossen werden. Die Entnahme von 30 Tieren jährlich wolle Darmann noch vor der Wahl am 4. März bewilligen, ist aus gut informierten Kreisen zu hören.

Auf Zahlenspiele will sich Thomas Friedl, Gewässerökologe des Landes, nicht einlassen, er sagt aber: " Weiss bestätigt, dass Tiere entnommen werden könnten, ohne deren Gesamtbestand zu gefährden. Und dass die Population natürlich gewachsen ist – auch in Naturgewässern ohne Eingriffe durch den Menschen."

Die Artenschutzexpertin des WWF, Christina Wolf-Petra, widerspricht: "Der Rückgang des Fischbestands in manchen Flüssen ist nicht dem Fischotter anzulasten, sondern liegt am schlechten ökologischen Zustand unserer Flüsse durch Wasserkraftwerke, Regulierung, Verschmutzung und Klimaerwärmung."Zwischen den Fronten steht der bundesweit anerkannte Otter-Experte Andreas Kranz. Viele Beispiele in Österreich würden zeigen, dass etwa die Errichtung von Elektrozäunen äußerst wirkungsvoll seien – wirkungsvoller als die Jagd. "Das Vorhaben kann effektiv sein, oder aber in Sisyphusarbeit ausarten", glaubt Kranz.

In Oberösterreich ist beispielsweise seit Mitte Dezember die Otter-Jagd in vier Flüssen freigegeben. Getötet wurde bislang aber kein einziges Exemplar. Hinter vorgehaltener Hand meinen Experten, die Tiere hätten sich in andere Gebiete verzogen, weil die entsprechenden Flüsse bereits leergefischt wären.

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