Der steinige Weg zurück ins Leben
Steinige Wege kennt Franz Grossmann zur Genüge, denn im Lauf seiner Karriere als Profi-Mountainbiker ist er unzählige talwärts gerast. Der aktuellste Weg hat allerdings die meisten Ups und Downs zu bieten: Es ist jener zurück ins Leben, den der 29-Jährige nach seinem schweren Sturz bei einem Rennen in Mexiko meistern muss.
Der Wiener Rad-Star und Vize-Mister-Vienna des Jahres 2015 nahm am 30. April des Vorjahres an einem Downhill-Race in Puerto Vallarta teil. Bei einem scheinbar harmlosen Sprung über eine Treppe prallte er mit dem Kopf gegen einen darüber liegenden Balkon und erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Tagelang lag er im Koma, wurde auf Initiative seines Vaters Franz Großmann erst auf eine Privatklinik in Puerto Vallarta, dann nach Innsbruck und später nach Bad Aibling in Deutschland verlegt. „Diese Klinik ist auf innovative Therapieverfahren im neurologischen Bereich spezialisiert“, erzählt der Vater. Großmann senior ist ein bekannter Anwalt aus Klagenfurt, war einst Landesparteisekretär der SPÖ und hat seit fast einem Jahr die Sachwalterschaft über seinen Sohn.
Erneut an der Kippe
Dieser hat inzwischen mehrere operative Eingriffe am Schädel hinter sich, bei denen ihm unter anderem Stents (Drahtgeflechte, die in Blutgefäße eingebracht werden, um diese von innen offen zu halten) eingesetzt und Knochen mittels einer Plastik rekonstruiert wurden. „Ich spreche von zwei Wundern: dass er den Unfall überlebt hat und dass er die OP im Oktober überlebt hat. Da stand er noch einmal an der Kippe zwischen Leben und Tod“, sagt der Papa.
Das dritte wäre, wenn absolut keine Folgeschäden bleiben würden. Der 29-Jährige absolviert seit Juni 2017 unzählige kleine Schritte in eben diese Richtung. Es begann mit ein, zwei Worten, die er sprechen konnte. Dann folgten einfachste Übungen, bei denen dem Patienten unterschiedliche Getränke zur Auswahl angeboten wurden und dieser seinen Lieblings-Drink erkannte: einen gelben Smoothie.
Fließend Englisch
Seit Oktober weilt Grossmann, der in Österreich wegen seiner Ganzkörpertätowierungen als Model gefragt war, zur Reha in Bad Tölz. „Die schlägt perfekt an. Manches muss er neu erlernen, manches ist plötzlich wieder da: So als würde man eine Schublade öffnen und das vorhandene Wissen kommt zum Vorschein“, teilt der Vater mit. Nicht alles sei erklärbar – so spreche sein Sohn fließend Englisch, jedoch noch holpriges Deutsch. „Da ist Geduld gefragt.“
Geduld, die der Patient nicht immer hat. So will er möglichst bald seine Arbeit wieder aufnehmen: Grossmann ist Marketing-Manager der Bike-Firma Canyon. Und dann spukt der Gedanke an das Bike-Comeback im Hinterkopf herum. „Ich kann es nicht erwarten, wieder in die Pedale zu treten“, postete der Sportler auf Instagram zu einem Bild, auf dem er mit einem Rad posiert. „Professionelles Biken auf hohem Niveau wird wohl nicht mehr möglich sein“, meint der Vater. Bis Oktober müsse der Junior sowieso zur Reha in Bad Tölz bleiben, dann werde man weiter sehen.
Dank an Miss Peaches
Unterstützung erfährt Franz Grossmann nicht nur von seiner Familie, sondern auch von Lebensgefährtin Nina. Das Model aus Niederösterreich, bekannt als „Miss Peaches“, ist auch Franz’ Lieblingsmotiv bei seinen Paar-Selfies. „Danke, Miss Peaches, dass du zu mir stehst und mir die manchmal nicht allzu schlauen Ideen wieder ausredest“, lautet ein Instagram-Posting des Patienten.
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