Das Wandern ist des Burgers Lust
Martin Burger ist ein lustiger Wandersbursch. Von einem Gipfel zum anderen zu hetzen, das habe er in seiner Kindheit und Jugend "machen müssen", das reize ihn eigentlich nicht mehr.
Wer viel wandert kann daher viele Geschichten erzählen. Zum Beispiel über den Marzer Kogel im Burgenland meint er: "Die letzten paar Meter auf den Gipfel der kleinen Erhebung im Mattersburger Hügelland sind ein Klacks. Dennoch dauert der Anstieg einige Stunden, wenn man mit offenen Augen durch die Natur geht und beim Wandern gern brodelt." Schuld an der Verzögerung beim Gehen sei eines der Naturjuwele des Burgenlandes mit seinen abwechslungsreichen pannonischen Trockenrasen und artenreichen Feuchtbiotopen bei den Teichwiesen. Bei jedem Stopp entdeckt er eine andere Schmetterlings- oder Pflanzenart, wie die Bunt-Schwertlilie, einen Schmetterlingshaft und, mit ein bisschen Glück, die Königin der Marzer Wiesen, die Bienen-Ragwurz. "Das ist nur ein kleiner Teil der Naturschätze, die man im Burgenland erwandern kann."
Wiener Edelweiß
Es müssen nicht unbedingt im Prater die Rosskastanien blühen, um im Osten Österreichs Haus oder Wohnung zu verlassen, so Burger: "Die Landschaft am Rand der Großstadt Wien bietet Blütenerlebnisse an Stellen, an denen ich sie nicht erwartet hätte." Im Frühling etwa lohnt ein Besuch des Marchtals und der Kalkhügel im Südwesten Wiens, die Route führt zu den "seltsamen Waldreben" bei Schloßhof oder über namenlose Lichtungen im Wienerwald zum "Wiener Edelweiß", das botanisch eigentlich ein Strauch ist, die Felsenbirne.
Unter den höchsten Fichten der Alpen, am Fuß des Dürrensteins bei Lunz, verwandle der Bergsommer die Almen in ein Meer aus Blüten. Auch der Spätsommer und der Herbst bieten Besonderheiten. Auf der Wanderkarte stehen Spreublume, Ostalpen-Enzian und die Herbstblumen schlechthin, die Astern im Seewinkel. Und für Feinspitze hat der Wanderer auch etwas zu bieten: "Die größte Wiener Gstetten, der alte Frachtenbahnhof Breitenlee, lohnt wegen seiner botanischen Bewohner, die Wanderschuhe zu schnüren."
Die bunten artenreichen Wiesen am Marzer Kogel sind im November nur noch eine schöne Erinnerung. Doch im äußersten Osten Österreichs locken auch jetzt Blütenschätze, so Burger. So eine ganz seltene Pflanzenart, die sich während der letzten Eiszeit hierher geflüchtet hat: der noch blühende Österreichische Kranzenzian. Gut versteckt reckt er seine blauen fransigen Blüten in den Himmel. Ein Tipp für Natur-Freunde: "Schauen Sie einmal auf den Wiesenresten zwischen Loretto und Leithaprodersdorf nach! Sie werden staunen. Vor allem dann, wenn sie die Art vom Schneeberg in fast 2000 Meter Höhe kennen. "
Die 31 Wanderwege – manchmal abseits der Trampelpfade Wiens, Niederösterreichs und des Burgenlands – durchstreifte Martin Burger in rund 120 Stunden. Manchmal war auch seine Familie dabei. Der Botaniker hat immer geglaubt, dass er sich so einigermaßen in der Pflanzenwelt auskennt. "Aber je mehr du siehst, umso klarer wird es dir, wie wenig du im Endeffekt kennst."
Frauenwiesen und Marzer Kogel gehören zu jenen "Blütenwanderungen in Wien, Niederösterreich und Burgenland", die der Autor besonders empfiehlt. Mit Fug und Recht darf man diese vergessenen Landschaften, die außerhalb des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel liegen, als Geheimtipp bezeichnen. An diesem Status ein bisschen etwas zu ändern, ist ein Ziel des Buches: "Nur was die Menschen kennen, das schätzen und schützen sie auch weiterhin."
Info
Martin Burger, Die schönsten Blütenwanderungen in Wien, Niederösterreich und Burgenland, 208 Seiten, Stocker Verlag, Preis: 19,90 Euro.
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