Zufluchtsort für die Kleinsten

Zufluchtsort für die Kleinsten
Villa-Mia-Leiterin Michaela Stieglmar klagt über zu wenige Betreuungsplätze und das Fehlen eines Mutter-Kind-Hauses.

Würde es die Villa Mia nicht geben, dann wäre mein Kind nicht mehr bei mir", sagt eine 17-jährige Mutter. Sie ist minderjährig. Ihr wäre nach dem Jugendschutzgesetz das mittlerweile elf Monate alte Kind nach der Geburt weggenommen worden. Ihre familiären Verhältnisse waren nicht dementsprechend, stellte damals das Jugendamt fest. Im kommenden Schuljahr besucht die junge Mutter die zweite Klasse einer Handelsschule.

Fünf Mädchen und sieben Buben, die es in ihrer Vergangenheit "nicht gut, um es milde auszudrücken" hatten, wohnen derzeit in dieser Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche in Gols. "Der Bedarf ist viel höher, aber wir haben nicht mehr Platz", sagt Michaela Stieglmar von der Villa Mia. Sie schätzt, dass für rund 100 Kinder im Bezirk Neusiedl eine derartige Betreuung notwendig wäre – "viel zu hoch gegriffen", heißt es dazu aus dem Büro von SPÖ-Soziallandesrat Peter Rezar.

Die Ursachen für soziale Probleme "sind nicht auf einen Punkt zu bringen", sagt Stieglmar. Alkohol in der Familie, vor allem des Vaters, spiele eine große Rolle, mit dem in Folge sexuelle Übergriffe einhergehen. "Und sei es, dass sich Kinder mit dem Vater Pornos anschauen müssen." Schon das alleine reiche, ein Trauma zu entwickeln. Dazu käme noch Gewalt zwischen den Lebenspartnern. Stieglmar, gelernte Sozialpädagogin, glaubt, dass in diesen Familien, in der Biografie der Eltern derartige Verhältnisse bis in die Kriegsgeneration zurück gehen. Nur habe man nie darüber gesprochen. "Jetzt werden Stimmen immer lauter, wenn es um sexuelle Übergriffe oder andere Misshandlung geht." Doch auch der Staat sei gefordert. Michaela Stieglmar erachtet etwa eine Änderung im Familiengesetz als "äußerst notwendig". Die Familienbeihilfe sollte nicht an die Eltern überwiesen werden, sondern an die betreuten Kinder oder deren Betreuer direkt: "Dann könnte verhindert werden, dass mit dem Geld die Alkoholsucht gesponsert wird."

Im Bezirk würden laut Stieglmar nicht nur Plätze für sozial schwache Kinder fehlen. "Auch ein Mutter-Kind-Haus wäre wichtig." Das wird wohl schwierig werden, "denn die finanzielle Decke in Zeiten wie diesen ist knapp bemessen", sagt Gerlinde Stern-Pauer aus dem Büro des Soziallandesrates. Auch sei die Nachfrage von gefährdeten Müttern mit Kindern zu gering. "Sollte sich das ändern, dann werden wir uns der Sache annehmen", heißt es. Wenn schon die Politik zu wenig Geld hat, Spenden kann man für die Villa Mia allemal. Am 14. August gibt es in St. Andrä im Restaurant Seeblick ein Benefizkonzert mit dem südamerikanischen Musiker Luis Gonzales.

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