Zicksee: Vor 3 Jahren ausgetrocknet, heute ein Vogelparadies

Unter Ornithologen gilt die Zahl derzeit als kleine Sensation: 112. So viele verschiedene Vogelarten hat ein Team vom "Birdrace 2025" am vergangenen Wochenenden an nur einem einzigen Punkt beobachtet - dem mitten im Seewinkel gelegenen Zicksee.
"Wir hatten überlegt, welches Ergebnis unter besten Bedingungen von nur einem Punkt möglich ist. Schon 100 Arten hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagt Vogelbeobachter Martin Suanjak.
Er lag am 17. und 18. Mai mit seinen Mitstreitern Katharina Schabl und Leander Khil am Zicksee "auf der Lauer". Der Name des Teams, „Ornivision Song Contest“, war an den zeitgleich über die Bühne gegangenen Eurovision Songcontest angelehnt.

Das Team "Ornivision Song Contest" mit seiner Ausrüstung.
Ausgestattet mit stark vergrößernden Fernrohren aus Tirol fingen die Vogelfreunde auch einige seltene Gäste ein. Darunter etwa: Rallenreiher, Fischadler, Zwergohreule, Wespenbussard oder Weißflügel-Seeschwalbe. Eine Sichtung gelang nur dank der High-Tech-Ausrüstung: "Der Wiedehopf hat es nur auf die Liste geschafft, weil wir zwei fliegende Individuen auf über zwei Kilometer Distanz entdeckten – mit 120-facher Vergrößerung", erzählt Leander Khil.
Die Vielfalt der Vogelwelt im Seewinkel, die sich in Zahlen belegen lässt, ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Zicksee in den Jahren 2022 und 2023 ein tristes Bild abgab: Er war im Dürre- und Hitzesommer 2022 vollständig ausgetrocknet und die zurückgebliebene wüstenähnliche Fläche wurde von den Vögeln gemieden.

Der Zicksee am 15. Mai 2023
Im Laufe der niederschlagsreichen Jahre 2023 und 2024 füllte sich die Lacke wieder langsam, außerdem wurde ihr zwischenzeitlich Grundwasser zugeführt. Mit dem erfreulichen Ergebnis, dass der Zicksee heute (wieder) als Vogel-Hotspot von nationaler Bedeutung - und darüber hinaus - dasteht. Ornithologen und Vogelbeobachterinnen aus ganz Europa pilgern jetzt wieder zuhauf in den Seewinkel.
Aus den Ereignissen des Jahres 2022 sollten aber auch Lehren gezogen werden, wie Biologin Katharina Schabl mahnt: "Es gibt keinen besseren Ort, um so viele besondere Vogelarten aus so kurzer Distanz zu sehen. Wir hoffen, dass dieser besondere Ort und seine Artenvielfalt erhalten bleiben“.
Was sich die Vogelfreunde am Zicksee noch wünschen würden: Öffentlich zugängliche Infrastruktur wie Beobachtungshochstände - die fehlen in St. Andrä noch.
Österreichrekord 2024
Das Dreierteam rund um den hauptberuflichen St. Martins Ranger Leander Khil hat übrigens nicht zum ersten Mal am "Birdrace" teilgenommen. Im Vorjahr hat es mit 158 dokumentierten Vogelarten sogar einen neuen Österreichrekord aufgestellt - den heuer übrigens kein Team brechen konnte. "Heuer wollten wir es etwas ruhiger angehen und haben unsere Beobachtungen auf einen Punkt konzentriert", sagte Khil bescheiden. Das Ergebnis - 112 beobachtete Vogelarten binnen 24 Stunden - spricht wohl für sich.
Das "Vogel-Rennen" für den guten Zweck
chon zum 22. Mal fand am vergangenen Wochenende das „Birdrace“ statt. 121 Teams nahmen in ganz Österreich daran teil und versuchten, innerhalb von 24 Stunden die meisten Vogelarten zu zählen. Derer 243 kamen heuer insgesamt zusammen.
Den Sieg in der Absolutwertung sicherte sich das burgenländische Team „A.S.T.“ (Alexander Foki, Samantha Foki, Thomas Romstorfer) mit 133 Arten – dafür brauchten sie 17 Stunden. Die Hobby-Ornithologen legten mit dem Fahrrad 140 Kilometer zwischen Nickelsdorf und Illmitz zurück – hier liegen einige der größten Vogel-Hotspots in Mitteleuropa.
Auch der zweite Platz ging ins Nordburgenland: Das Team „Die Schlammmückentreter“ (Florian Bacher, Eliot Farkas) brauchte 16 Stunden, um entlang einer 60 Kilometer langen Strecke 126 Vogelarten zu beobachten. Knapp dahinter lag das Vorarlberger Team „Die Blauschenkel“ mit 124 Arten.
Das „Birdrace“ wird jedes Jahr im Frühling von Birdlife Österreich und bird.at veranstaltet. Die Sponsoren unterstützten für jede gesichtete Vogelart ein Artenschutzprojekt mit einem bestimmten Geldbetrag.
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