Geht es nach der Papierform, müssten die drei Bürgermeister-Stichwahlen im Wahlbezirk Eisenstadt Umgebung allesamt an die SPÖ gehen. In Großhöflein, Mörbisch und Rust konnte am 2. Oktober kein Bürgermeister-Anwärter die absolute Mehrheit erreichen, die Entscheidung fällt deshalb am kommenden Sonntag zwischen den beiden damals Bestplatzierten.
In Großhöflein ist SPÖ-Bürgermeister Heinz Heidenreich stichwahlerprobt. Schon 2015 (damals wurde nach dem Rücktritt von Listen-Ortschef Wolfgang Rauter außertourlich gewählt) und 2017 musste er in die Verlängerung. Der Polizist konnte am 2. Oktober 43,4 Prozent verbuchen, Vizebürgermeisterin Maria Zoffmann (ÖVP) kam auf 27,7 Prozent.
Dass es zur Stichwahl kommt, hat wesentlich mit der Liste „Bewegung für Großhöflein“ (BFG) unter Norbert Fenk zu tun, die erstmals angetreten ist und bei der Ortschef-Wahl 16 Prozent der Stimmen einheimste. Deutlich mehr als die schon länger etablierte Freie Liste Großhöflein (FLG). Fenk war zuletzt Gemeindevorstand der SPÖ, davor schon bei der ÖVP. Die BFG gebe keine Wahlempfehlung ab, sagt Fenk. Heidenreich, dessen SPÖ mangels absoluter Mehrheit sich auch im Gemeinderat Verbündete suchen muss, gibt sich optimistisch. Zoffmann, die 2017 den Vize für die Volkspartei zurückgeholt hat, sagt: „Ich kann‘s nicht sagen, wie es ausgeht“.
Seegemeinden
Auch in der Freistadt Rust hat eine neue Liste für mehr politischen Wettbewerb gesorgt. Der seit zehn Jahren amtierende Ruster Bürgermeister Gerold Stagl (SPÖ) muss nun gegen ÖVP-Vize Georg Seiler ins Entscheidungsmatch. Mario Horvath vom Forum Zukunft Rust (FZR) hat bei der Bürgermeister-Wahl FPÖ-Urgestein Christian Ries auf Anhieb auf Platz vier verdrängt. Dass die Roten in Rust seit 20 Jahren allein das Sagen hatten, habe der Storchenstadt nicht gutgetan, heißt es aus den Reihen der Liste. Auch FZR will keine Wahlempfehlung abgeben. Stagl hatte im ersten Wahlgang 46,9 Prozent, Vize Seiler 22,5.
Dass Stagl bei der Bürgermeisterwahl gleich 10,6 Prozentpunkte eingebüßt und auch die SPÖ im Gemeinderat die absolute Mehrheit verloren hat, macht den 62-Jährigen nachdenklich: Er wolle künftig alle Gemeinderatsfraktionen in Entscheidungen einbinden, sagt er. Sein Herausforderer Seiler will mehr als das, Ruster Stadtchef werden. „Es gibt eine Chance“.
Auch in der Nachbargemeinde Mörbisch am See hat die Opposition die Chance auf einen Wechsel. Aber in der Festspielgemeinde sind die Rollen vertauscht. SPÖ-Herausforderin Bettina Zentgraf hat den seit 2017 amtierenden ÖVP-Bürgermeister Markus Binder im ersten Durchgang mit 48,4 Prozent der Stimmen klar distanziert.
Keine „g‘mahde Wiesn“
Binder kam nur auf 39,9 Prozent und verlor fast so viel wie sein Ruster SPÖ-Bürgermeisterkollege Stagl. Zudem haben die Sozialdemokraten in Mörbisch am 2. Oktober auch noch die absolute Mehrheit im Gemeinderat zurückholen können.
Sie habe mit ihrem Team in den vergangenen Jahren viel Zeit investiert, sagt Zentgraf. Ist die Stichwahl angesichts ihrer 48,4 Prozent im ersten Durchgang eine „g‘mahde Wiesn“? „Nein“, sagt die 51-Jährige, „wir fangen wieder bei Null an“.
Ob Binder oder Zentgraf: Am Beruf des Bürgermeisters ändert sich nichts, beide haben einen Weinbaubetrieb.
Kommentare